Trend-Kolumne 9/2024: Was bewegt Kinder und Jugendliche?

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Wieder einmal habe ich nach aktuellen Studien und relevanten Artikel gesucht, die euch in eurer Jugendarbeit helfen sollen, eure Kinder und Jugendlichen besser zu verstehen und mit ihnen tiefgreifende Gespräche zu führen. Hier die News zum September 2024.

Starke Gruppenregeln für Gewaltfreiheit: Prävention und Sicherheit im Fokus

In einem aktuellen Artikel des MDR wird die besorgniserregende Zunahme von Messerangriffen unter Jugendlichen thematisiert. Eine kriminologische Studie zeigt, dass immer mehr junge Menschen Messer zur Selbstverteidigung mit sich führen. Insbesondere diejenigen, die Gewalt erlebt haben, neigen dazu, ein Messer als Schutzmittel zu tragen. Psychische Probleme und problematischer Alkoholkonsum sind häufige Merkmale bei den Tätern. Der Artikel weist darauf hin, dass die Täter meist junge Männer sind und viele aus sozialen Brennpunkten stammen. Die Verfügbarkeit von Messern und das Motiv, sich im Notfall verteidigen zu wollen, spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung solcher Gewalttaten.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen ergeben sich aus diesen Erkenntnissen wesentliche Handlungsperspektiven:

  1. Sicherheitsregeln etablieren: Es ist wichtig, Gruppenregeln zu formulieren, die den sicheren Umgang miteinander fördern und klare Verhaltensnormen setzen. Dazu gehört auch ein Verbot, gefährliche Gegenstände wie Messer mitzubringen.
  2. Präventionsarbeit leisten: Aufklärung über die Gefahren von Gewalt und den Einsatz von Messern ist entscheidend. Workshops oder Diskussionen zu den Themen Gewaltprävention und Konfliktlösung können helfen, das Bewusstsein zu schärfen.
  3. Vertrauensvolle Atmosphäre schaffen: Ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste der Jugendlichen ist wichtig. Durch regelmäßige Gespräche können Jugendleiter*innen die psychischen Belastungen der Jugendlichen besser verstehen und darauf eingehen.
  4. Förderung von sozialen Kompetenzen: Programme zur Stärkung sozialer Fähigkeiten und der Konfliktlösungskompetenz können helfen, Gewaltbereitschaft zu verringern. Rollenspiele und Teamaktivitäten bieten Gelegenheiten, diese Fähigkeiten praxisnah zu trainieren.
  5. Zusammenarbeit mit Fachleuten: Die Einbindung von Psychologen oder Sozialarbeitern kann den Jugendleiter*innen helfen, die Bedürfnisse der Jugendlichen besser zu erkennen und adäquate Unterstützung anzubieten.

Insgesamt ist es entscheidend, dass Jugendleiter*innen proaktive Maßnahmen ergreifen, um das Sicherheitsgefühl ihrer Gruppen zu stärken und ein gewaltfreies Miteinander zu fördern.

Zukunftsängste und politische Orientierungslosigkeit bei Jugendlichen

Die Jugendwahlstudie 2024 des Instituts für Generationenforschung beleuchtet die politische Einstellung junger Menschen in Deutschland (16 bis 25 Jahre). Die Studie zeigt, dass viele Jugendliche ein „politisches Cherry Picking“ betreiben, indem sie sich selektiv aus verschiedenen politischen Themen und Parteien bedienen. Migration ist das zentrale Thema, während andere wichtige Themen wie Klimawandel an Bedeutung verlieren.
Die Befragten äußern Zukunftsängste und eine wachsende Unzufriedenheit mit der Politik. Ein Drittel der Teilnehmer glaubt, dass die Regierung gegen die Bevölkerung arbeitet, was zu einer erhöhten Anziehungskraft extremere Parteien wie die AfD führt. Diese Generation fühlt sich oft „politisch heimatlos“ und sucht nach klaren Positionen, was in der politischen Landschaft zu einer Verlagerung weg von traditionellen Parteien führt.
Soziale Medien spielen eine entscheidende Rolle in der Meinungsbildung, wobei viele Jugendliche dort Informationen beziehen und sich extremen Narrativen gegenüber aufgeschlossen zeigen.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen ergeben sich aus diesen Erkenntnissen wichtige Handlungsperspektiven in Bezug auf Demokratiebildung und Gemeinwohl:

  • Demokratieverständnis fördern: Jugendleiter*innen sollten gezielt Programme zur politischen Bildung entwickeln, die das Verständnis für demokratische Prozesse und die Bedeutung von Wahlen stärken. Workshops, Diskussionen und Projekte können helfen, das Bewusstsein für demokratische Werte zu fördern.
  • Partizipation ermöglichen: Jugendliche sollten aktiv in Entscheidungen einbezogen werden, sei es in der Gruppenarbeit oder bei Projekten. Dies stärkt ihr Gefühl von Mitbestimmung und Verantwortung und fördert ein Bewusstsein für das Gemeinwohl.
  • Offene Diskussionskultur schaffen: Es ist wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem Jugendliche ihre Meinungen und Sorgen äußern können, ohne Angst vor Ablehnung. Ein respektvoller Austausch über unterschiedliche politische Ansichten kann helfen, die Toleranz und das Verständnis füreinander zu fördern.
  • Medienkompetenz stärken: Angesichts der zentralen Rolle sozialer Medien sollten Jugendleiter*innen die Medienkompetenz ihrer Gruppen fördern. Jugendliche sollten lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen und zwischen glaubwürdigen und unseriösen Quellen zu unterscheiden.
  • Engagement für gesellschaftliche Themen: Projekte, die sich mit aktuellen sozialen und politischen Themen befassen, können das Engagement von Jugendlichen stärken und ihnen zeigen, wie sie aktiv zur Lösung von Problemen beitragen können.

Durch diese Maßnahmen können Jugendleiter*innen dazu beitragen, dass Jugendliche ein besseres Verständnis für Demokratie entwickeln und sich aktiv für das Gemeinwohl einsetzen.

Gaming im Alltag: Was die Spielgewohnheiten von Jugendlichen für die Jugendarbeit bedeuten

Laut einer aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamts verbringen Kinder und Jugendliche (10 bis 17 Jahre) im Durchschnitt über eine Stunde täglich mit Computer- und Videospielen. Dabei zeigen die Daten, dass Jungen (1 Stunde 46 Minuten) deutlich mehr Zeit mit Spielen verbringen als Mädchen (26 Minuten). Mit zunehmendem Alter nimmt die Spielzeit ab; junge Erwachsene (18 bis 29 Jahre) verbringen im Schnitt 38 Minuten pro Tag mit Spielen, während ältere Altersgruppen (30 bis 64 Jahre) nur noch 18 bzw. 8 Minuten investieren. Bei Personen ab 65 Jahren liegt die Spielzeit sogar nur bei sechs Minuten täglich.

Relevanz für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen ergeben sich aus diesen Erkenntnissen mehrere wichtige Aspekte:

  1. Verständnis für Mediennutzung: Die hohe Spielzeit unter Jugendlichen zeigt, wie wichtig es ist, die Vorlieben und das Mediennutzungsverhalten der Jugendlichen zu verstehen. Dies ermöglicht es, relevante Angebote zu schaffen, die auf ihren Interessen basieren.
  2. Integration von Gaming in Angebote: Jugendleiter*innen können Gaming-Elemente in ihre Programme integrieren. Beispielsweise könnten Spieleabende oder Workshops zu Spieldesign und Programmierung organisiert werden, um die digitale Kompetenz der Jugendlichen zu fördern.
  3. Förderung von Medienkompetenz: Angesichts der intensiven Nutzung von Computerspielen ist es wichtig, Medienkompetenz zu vermitteln. Workshops, die sich mit Themen wie verantwortungsvollem Spielen, Online-Sicherheit und der kritischen Auseinandersetzung mit Medieninhalten beschäftigen, sind essenziell.
  4. Soziale Interaktionen fördern: Spiele bieten eine hervorragende Möglichkeit, soziale Interaktionen zu fördern. Jugendleiter*innen sollten Gelegenheiten schaffen, in denen Jugendliche gemeinsam spielen und dabei Teamarbeit und Kommunikation üben können.
  5. Balance zwischen Spielen und anderen Aktivitäten: Es ist wichtig, eine ausgewogene Freizeitgestaltung zu fördern. Jugendleiter*innen können alternative Freizeitangebote entwickeln, die Sport, Kreativität und soziale Interaktionen betonen, um ein gesundes Verhältnis zu digitalen Medien zu unterstützen.

Durch diese Ansätze können Jugendleiter*innen die Mediennutzung der Jugendlichen positiv beeinflussen und ihre Programme an die Bedürfnisse und Interessen der jungen Menschen anpassen.

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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