„Gut gemacht!“ – das sagen wir oft schnell. Und natürlich ist Lob etwas Schönes. Doch zwischen Lob und Wertschätzung liegt ein großer Unterschied. Lob bewertet, Wertschätzung sieht. Lob richtet den Blick auf eine Leistung – Wertschätzung auf den Menschen.
In der Jugendarbeit brauchen Kinder und Jugendliche beides: Rückmeldung und Anerkennung. Aber noch wichtiger ist das Gefühl, wirklich wahrgenommen zu werden – unabhängig davon, ob etwas „gut“ oder „richtig“ war. Wenn Jugendliche spüren, dass ihr Wert nicht an Erfolg oder Verhalten hängt, entsteht Vertrauen.
Wertschätzung heißt: Ich sehe dich. Ich sehe, dass du dich bemühst. Ich sehe, dass du heute stiller bist als sonst. Ich sehe, dass du etwas wagst, das dir schwerfällt. Sie ist ehrlich, ohne zu schmeicheln. Sie braucht keine großen Worte, sondern Präsenz und echtes Interesse.
Als Jugendleiter*innen habt ihr die Chance, genau diese Haltung vorzuleben. Sie verändert Gruppen. Denn wer sich gesehen fühlt, öffnet sich – und wächst. Wertschätzung macht Beziehungen stark, weil sie Menschen ernst nimmt, ohne sie zu bewerten.
Versucht, in eurer Gruppe bewusst zwischen Lob und Wertschätzung zu unterscheiden. Fragt euch: Wen sehe ich gerade wirklich? Wer bekommt von mir nur Rückmeldung, wenn etwas gut läuft? Manchmal sind es die stillen, unauffälligen Kinder und Jugendlichen, die am meisten davon brauchen, einfach wahrgenommen zu werden.
Wertschätzung ist kein Extra – sie ist das Fundament für Vertrauen, Motivation und Gemeinschaft.
Reflexionsfragen
- Wann habt ihr zuletzt jemandem Wertschätzung gezeigt – ohne zu loben?
- Wie könnt ihr in eurer Gruppe eine Kultur schaffen, in der Menschen sich gesehen fühlen?
- Was unterscheidet für euch echtes Anerkennen von bloßem Lob?

