Vollständig ausgearbeitete Gruppenstunde

Gruppenstunden-Reihe zur Jahreslosung 2025: Prüft alles und behaltet das Gute! (1 Thess 5,21)

Jahreslosung 2025

10-16 Jahre

in- und outdoor

2*90min

Die Okumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) hat für das Jahr 2025 den Rat des Apostels Paulus an die Gemeinde im antiken Thessalonich als Jahreslosung gewählt:

Prüft alles und behaltet das Gute! (1 Thess 5,21)¹

In Thessalonich – heute Thessaloniki oder Saloniki, die zweitgrößte Stadt Griechenlands – war zu Zeiten des Paulus eine jüdische Gemeinde ansässig. In der Apostelgeschichte wird berichtet, dass Paulus in der örtlichen Synagoge gepredigt hatte (Apg 17, 1-9). Es war ihm gelungen, einige der Zuhörer zum Christentum zu bekehren und eine Gemeinde zu gründen. Es kam jedoch zu Tumulten wegen seiner Reden und deren Erfolg. Paulus und sein Reisegefährte Silas verließen alsbald die Stadt.
Der 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher ist später in Korinth oder Athen geschrieben worden. Er enthält neben viel Lob für die Gläubigen in Thessalonich die Vermittlung der Naherwartung der Wiederkunft Christi (1 Thess 4,15-17 und 5,2).  Paulus’ Rat, alles zu prüfen und das Gute zu behalten, ist unter diesem Aspekt der Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi und das folgende Weltgericht zu lesen. Der unmittelbar vorausgehende Satz “Verachtet prophetisches Reden nicht!” (1 Thess 5,20) engt den Kontext weiter auf Prophezeiungen ein. Hier ist für euch als Jugendleiter*innen der Anknüpfungspunkt.

1. Modul: Moderne Prophezeiungen prüfen

Motivation

Wir leben einer Zeit schnelllebiger, weltlicher Prophezeiungen und vergänglicher weltlicher Heilsversprechen.
Soziale Medien und digitalisierte Kommunikations- und Nachrichtenkanäle ringen um unsere Aufmerksamkeit. Je provokanter und plakativer die Botschaft ist, umso größer ist die Chance, mit ihr in der Informationsflut aufzufallen. Es gilt, Klicks und Verweildauer zu erzielen und den Nutzen für Werbekunden zu erhöhen.
Die Einordnung unter relevant oder irrelevant, unter richtig oder falsch, unter praktikabel oder unpraktikabel ist dabei Empfänger*innen überlassen – soweit denn Zeit, Muße und Achtsamkeit dafür vorhanden sind.

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Ziel des Moduls ist es, den bewussten Umgang mit zeitgenössischen weltlichen Prophezeiungen zu trainieren, das Bewusstsein für das Gute, das es zu behalten gilt, zu schärfen und das Entbehrliche verwerfen zu lernen. Daneben soll die Dialektik weltlichen versus spirituellen Glücks aufgezeigt werden.

Einstieg: Eine Bastelei mit Zeitschriften

Teilt das Teilnehmerfeld in Arbeitsgruppen zu maximal fünf Teilnehmer*innen auf und gebt an jede Gruppe eine aktuelle Zeitschrift aus – Stern, Spiegel oder dergleichen.
Jede Gruppe soll ihr Exemplar auf Appelle und enthaltene Prophezeiungen der Art “wenn-dann” sichten.

Beispiele:
Werbung: “Wenn du dieses Videospiel/Smartphone kaufst, dann wirst du … glücklicher/erfolgreicher/beliebter.”
Kommentar/Meinungsartikel: “Wenn dieses Gesetz verabschiedet wird, dann wird … alles gut/katastrophal.”

Haltet die Teilnehmer*innen an, auch nach versteckten Botschaften zu suchen, wie etwa nach der Assoziation eines Produkts mit einem Gefühl – lachende, fröhliche Verwender*innen – oder einem Lebensstil! Auch diese sind Prophezeiungen.
Bei der Sichtung sollen die Gruppen ihre Fundstücke nur mit Filzstiften markieren und Post-its als Lesezeichen einkleben.
Nach der Sichtung entscheiden sich die Gruppen für drei ihrer Fundstücke und trennen die Werbeanzeigen – respektive die Artikel – aus den Zeitschriften heraus. Sie kleben sie als Collage auf eine helle Pappe im DIN-A2-Format. Zwischen den aufgeklebten Ausschnitten soll Platz für handschriftliche Anmerkungen bleiben.

Sichtung und Moderation durch euch

Die Teilnehmer*innen versammeln sich samt ihrer Collagen im Stuhlkreis oder bei schönem Wetter auch im Freien unter einem Baum. Dabei sollen die Gruppen beisammen sitzen.
Die Gruppen stellen ihre jeweiligen Fundstücke vor und arbeiten mit eurer Hilfe die enthaltenen säkularen Prophezeiungen heraus. Auch Teilnehmer*innen aus den jeweils anderen Arbeitsgruppen beteiligen sich, falls nötig ermutigt ihr sie dazu.
Dabei geht es nicht darum, Sinn von Unsinn oder gar Gut von Böse zu trennen!
Ziel dieses Abschnitts ist nur das Herausarbeiten der Prophezeiungen. Diese sollen abschließend in Form von “wenn-dann” neben den Ausschnitten auf die Pappen geschrieben werden. Haltet die Teilnehmer*innen an, dazu durchgängig schwarzen Filzstift zu benutzen, sodass noch keine Bewertung aufgeprägt wird! Rot oder Grün würden eine Bewertung vorwegnehmen.

Brückenschlag zu Paulus über das Thema Glück

Ihr moderiert eine Diskussion darüber an, ob die gefundenen modernen, weltlichen Prophezeiungen
– realistisch sind und 
– darüber, ob die enthaltenen Heilsversprechen/Warnungen tatsächlich für das weltliche Glück von Menschen relevant sind.
Hier habt ihr Gelegenheit, das Konzept spirituellen Glücks und die frohe Botschaft des Neuen Testaments als Kontrast einzuführen und plausibel zu machen.

Gruppenarbeit: Das Gute behalten, das Schlechte verwerfen!

Die Teilnehmer*innen bewerten in ihren Gruppen selbst die herausgearbeiteten Prophezeiungen und notieren Pro und Contra in Grün respektive Rot. Sollten sich absurde oder gänzlich irrelevante Prophezeiungen finden, so ermutigt sie, die aufgeklebten Artikel auch rot durchzustreichen! Zutreffendes kann entsprechend mit einem großen grünen Haken versehen werden.
Abschließend besprecht ihr die kommentierten und von den Gruppen rezensierten Prophezeiungen. Dabei bindet ihr alle Teilnehmer*innen ein und werft immer wieder die Frage von Glück und Glücklichsein auf.

Abmoderation: Was nehmt ihr mit?

Fragt von den Teilnehmer*innen gruppenweise die Einsichten ab, die sie mitnehmen. Ermutigt sie, zu erkennen, dass das Gute, das sie von der Stunde behalten werden, nicht das Wissen um Für und Wider der einzelnen weltlichen Prophezeiungen ist. Das Gute ist vielmehr gerade die erlangte Einsicht, dass es zwischen dem Guten und Wahren einerseits und dem Tand andererseits zu unterscheiden gilt.

Lesenswertes zur Anregung und Vorbereitung

Die Apostelgeschichte ist der beste Einstieg in Leben und Wirken des Apostels Paulus. Für die Stunde sind ferner die Briefe an die Thessalonicher essenziell.

Materialbedarf

Stabile, helle Pappen im DIN-A2-Format. Scheren, Post-its. Klebstoff. Ein Satz schwarze, rote und grüne Filzstifte pro Arbeitsgruppe. Eine Zeitschrift pro Arbeitsgruppe.

2. Modul: In einem Brief von Christus erzählen

Motivation

Die Apostelgeschichte ist der Form nach eine der modernsten Erzählungen des Neuen Testaments. Der Reisebericht lässt einen inneren Film ablaufen, der Person und Wirken des Apostels Paulus plausibel und greifbar macht. Sie ist deshalb für euch Jugendleiter*innen eine Fundgrube für spannende Episoden, mit denen ihr Moderation und Diskussion beleben könnt.
Leider ist die Apostelgeschichte auch sehr lang und komplex, sie in 90 Minuten durchzusprechen, ist nicht möglich.

Die Episode in Thessalonich hingegen (Apg 17, 1-9) umfasst nur neun Verse und lässt Vorwitzigkeit, Charme und Charisma des Völkerapostels erahnen. Paulus verkündet in der Synagoge, dass der verheißene Messias gekommen und wieder gegangen ist! Und hat auch noch Erfolg damit! Dass Tumult ob dessen letztlich nicht ausblieb, ist nachvollziehbar und auch, dass Paulus und Silas bald weiterziehen mussten. Aber damit blieb Arbeit in Thessalonich unvollendet und so erklären sich die beiden Briefe.

Was nun würden heutige Menschen heute in einem solchen Brief über Christus erzählen? Dies ist das Thema des Moduls.

Historische und geografische Einführung – die Reisen des Paulus

Hängt im Gruppenraum eine Wandkarte des östlichen Mittelmeerraums auf oder projiziert sie mittels eines Beamers! Alternativ könnt ihr die Teilnehmer*innen schon jetzt in Gruppen zu maximal fünf aufteilen und pro Gruppe einen Kartenausdruck austeilen.
Fragt in die Runde, was die Teilnehmer*innen über Paulus wissen, dann erzählt selbst von ihm und zeigt seine Reiserouten auf der Karte/den Karten.
Bringt das Gespräch auf die Episode in Thessalonich, zeigt dann Thessalonich/Thessaloniki auf der Karte und lest Apg 17,1-15 vor, 10-15 davon als Abbinder!

Diskussion: Was würde man selbst über Christus in Erinnerung rufen wollen?

Ab hier kann die Gruppenstunde bei guter Witterung auch im Freien weitergehen.
Teilt Klemmbretter mit blanko DIN-A4-Papier und schwarze Filzstifte aus, dann regt mit Rückfragen die Diskussion an! Ermutigt die Teilnehmer*innen, sich Punkte zu notieren, die sie für wichtig erachten!
Bringt das Gespräch immer wieder auf Jesu Biografie und Lehre, um den Kern der Paulinischen Verkündigungen zu betonen. Auch Christi prophezeite Wiederkunft als Erlöser und Weltenrichter solltet ihr – passend zum Altersgefüge – in die Diskussion einfließen lassen.

Gruppenarbeit: Einen Brief über Christus schreiben

Sofern noch nicht erfolgt, teilt ihr jetzt die Teilnehmer*innen in Arbeitsgruppen zu maximal fünf auf. Dann bittet ihr sie, ihre Notizen zusammenzutragen und in einem – pro Gruppe gemeinsamen – Brief an einen virtuellen Freund zusammenzufassen, der bisher nur ein wenig über Christus weiß.
Die Länge sollte in etwa der von 1 Thess 1 entsprechen, also ca. 10 Sätze in zwei bis drei Absätzen.

Vorlesen und Diskussion

Die Gruppen lesen ihre Briefe laut vor, die übrigen Teilnehmer*innen stellen jeweils Rückfragen und zeigen auf, was ihnen fehlt. Hier könnt ihr einen fließenden Übergang zum nächsten Gruppenbrief versuchen.

Was war Paulus wichtig? Einleitung und Auszüge aus 1 Thess

Dann lest ihr 1 Thess 1 und vorbereitete Abschnitte aus 1 Thess 2-5 vor. Die Appelle aus 1 Thess 5, 12-22 sollten dabei sein.
Anschließend folgen Diskussion und Vergleich mit den Gruppenbriefen. Ihr helft den Teilnehmer*innen bei der Einordnung, indem ihr die aktuelle und die antike Lebens- und Glaubenswirklichkeit gegenüberstellt.

Abmoderation: Was nehmt ihr mit?

Die Teilnehmer*innen haben ihr eigenes Christusbild zusammengefasst und kommuniziert und dabei auch von anderen, von euch und von Paulus gelernt.
Werft abschließend im Sinne von 1 Thess 5,21 die Frage auf:
Was ist das Gute, das sie davon mitnehmen werden?

Lesenswertes zur Anregung und Vorbereitung

Wie im ersten Modul sind die Apostelgeschichte und die Briefe des Paulus an die Thessalonicher essenziell. Vor der Stunde solltet ihr interessante Stellen von 1 Thess mit Post-its markieren oder auf Ausdrucken mit Marker anstreichen.

Materialbedarf

Wandkarte des östlichen Mittelmeerraums plus Zeigestock/Laserpointer
oder 
Laptop + Beamer
oder
1 Ausdruck pro Gruppe, idealerweise mit eingezeichneten paulinischen Reiserouten.
Ein Klemmbrett mit blanko DIN-A4-Papier und ein schwarzer Filzstift pro Teilnehmer*in.
Ein Exemplar des neuen Testaments plus Post-its für euch, alternativ 1 Ausdruck von 1 Thess mit euren Anmerkungen.

Alle Bibelstellen beziehen sich auf die Einheitsübersetzung von 2016 (EU) 

Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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