Die Ferien verlängern: Schuldistanz erkennen und Jugendliche unterstützen

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Die Ferien verlängern ist keine bildungspolitische Maßnahme von Schulämtern, Landesregierungen oder sonstigen Institutionen, sondern es ist eine Idee vieler Schüler*innen und eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Kinder oder Jugendliche möchten nach den Ferien nicht zur Schule oder sind nicht bereit, ihren schulischen Anforderungen nachzukommen. Nicht nur Lehrkräfte und Eltern sind gefragt, diese Schuldistanz zu erkennen und die Kinder und Jugendlichen zu unterstützen. Auch Jugendleiter*innen können Vorbilder sein und Kinder und Jugendliche motivieren.

Was ist Schuldistanz? Die Definition

Schuldistanz ist die fehlende Bereitschaft von Schüler*innen, ihrer Schulpflicht oder ihren schulischen Anforderungen nachzukommen. Das zeigt sich nicht nur durch Fernbleiben von der Schule ohne glaubwürdige Entschuldigung, sondern auch mit unterrichtsvermeidenden Verhaltensweisen bei Anwesenheit in der Schule. Sind die Schüler*innen in der Schule anwesend, folgen sie dem Unterricht nicht oder stören ihn.

Schuldistanz kann sich mit verschiedenen Erscheinungsformen zeigen. Die schwerwiegendste Form sind Schulversäumnisse. Schüler können absichtlich zu spät kommen oder früher gehen, aber auch die Schule stunden- oder tageweise schwänzen. Sie bleiben mitunter auch mehrere Tage vom Unterricht fern und bringen fragwürdige Entschuldigungen vor. 

Nehmen Schüler*innen mit Schuldistanz noch am Unterricht teil, zeigt sich das durch dysfunktionales Unterrichtsverhalten. Das kann aktiv und auffällig, aber auch passiv und unauffällig sein. 

Das aktive, auffällige dysfunktionale Unterrichtsverhalten kann sich folgendermaßen zeigen: 

  • Stören des Unterrichts
  • Nebenbeschäftigungen im Unterricht
  • abwehrendes Verhalten bis hin zum Widerstand
  • provozierendes Verhalten
  • häufige Toilettengänge während des Unterrichts
  • Schüler*innen verweigern Aufgaben
  • Regelverstöße

Passives, unauffälliges dysfunktionales Unterrichtsverhalten zeigt sich, wenn Schüler nicht aktiv mitarbeiten, träumen oder abschalten.

Warum möchten Jugendliche der Schule fernbleiben?

Wenn Kinder und Jugendliche nicht zur Schule gehen möchten, kann das unterschiedliche Gründe haben. Sie können über- oder unterfordert sein, sich langweilen oder desinteressiert sein. Jugendliche können die Schule auch als unangenehmen Ort empfinden oder sogar Angst haben. Hinter einer Schuldistanz können auch verletzte Grundbedürfnisse stecken. Die Jugendlichen fühlen sich nicht zugehörig, erfahren keine Anerkennung oder ihr Sicherheitsbedürfnis wurde verletzt. 

Mobbing in der Schule kann ein Grund sein, warum Jugendliche der Schule fernbleiben möchten. Auch hochbegabte Schüler möchten mitunter nicht zur Schule gehen. Das liegt daran, dass sie sich langweilen, unterfordert sind und die Schule aus Protest verweigern. Gründe für Schulverweigerung können auch lebensferne Unterrichtsinhalte oder fehlende differenzierte Angebote sein.

Mitunter haben Schüler*innen, die nicht zur Schule gehen möchten, ein schwaches Selbstkonzept oder mangelnde Sprachkenntnisse. Auch eine unerkannte Teilleistungsstörung oder die Orientierung an Misserfolgen können zu Schulverweigerung führen. Falsche Vorbilder oder eine mangelnde Unterstützung und Anerkennung durch die Eltern können ebenfalls dazu führen, dass Jugendliche nicht zur Schule gehen möchten. 

Rechtliche Folgen von unentschuldigtem Fehlen

In allen deutschen Bundesländern sind Schüler*innen bis zur neunten Klasse grundsätzlich dazu verpflichtet, die Schule zu besuchen. Die Schulpflicht gilt auch für die Zeit kurz vor und nach den Ferien. Es ist auch die Pflicht der Eltern, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder zur Schule gehen. Sorgen die Eltern nicht dafür, dass ihre Kinder die Schule besuchen, begehen sie eine Ordnungswidrigkeit und müssen mit einem Bußgeld rechnen. Das gilt auch, wenn Eltern mit ihren Kindern außerhalb der Ferien in den Urlaub fahren und die Kinder nicht entschuldigen.

Die Strafe, wenn Schüler der Schule fernbleiben wegen Urlaub, fällt in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich aus. In den meisten Bundesländern drohen Strafen bis 1.000 oder 1.500 Euro. Mit Geldstrafen bis 2.500 Euro müssen Eltern in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern rechnen.

Tipp: Eine Schulbefreiung können Eltern für ihr Kind beantragen, wenn ein wichtiger Grund wie die Hochzeit eines nahen Angehörigen vorliegt. Der Antrag wird von der Schulleitung dann bewilligt, wenn das Kind nicht zu viel Unterrichtsstoff versäumt. 

Wie können Jugendleiter*innen Anzeichen für Schuldistanz erkennen?

Jugendleiter*innen sollten genauer auf das Verhalten ihrer Schützlinge achten, um mögliche Anzeichen einer Schuldistanz zu erkennen. Verhalten sich die Jugendlichen anders als sonst, kann das darauf hindeuten, dass sie keine Lust mehr auf Schule haben. Sind Jugendliche zurückgezogen, reagieren sie aggressiv, aber auch schüchtern oder ängstlich, können das Anzeichen für eine Schuldistanz sein. Auch dann, wenn sich die Jugendlichen an Regeln halten, können sie eine Schuldistanz entwickeln. Das kann sich in einem Rückzug von Mitschülern oder in der Suche der Nähe zu anderen Schuldistanzierten zeigen. 

Welche Unterstützung können Jugendleiter*innen bieten?

Hegen Jugendleiter*innen den Verdacht auf Schuldistanz, da sie bei ihren Schützlingen entsprechende Anzeichen bemerken, sollten sie das Gespräch suchen. Sinnvoll sind folgende Fragen: 

  • Wie fühlst du dich in der Schule?
  • Kommst du gut klar mit deinen Mitschüler*innen und Lehrer*innen?
  • Hast du Probleme mit Lehrer*innen oder Mitschüler*innen?
  • Was würdest du gerne an der Schule ändern?
  • Was machst du, wenn du nicht zur Schule gehst?

Jugendleiter*innen können auch das Gespräch mit den Eltern suchen und sie einbinden. Bei den Jugendlichen zählen Jugendleiter*innen als Vorbilder. Sie können daher den Jugendlichen ihre Hilfe anbieten und Gesprächsbereitschaft signalisieren. Ganz wichtig ist, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, den Jugendlichen Respekt entgegenzubringen und sie ernst zu nehmen. Jugendleiter*innen können die Jugendlichen mit verschiedenen Aufgaben betrauen, die Wissen aus der Schule benötigen, um ihnen Erfolgserlebnisse zu vermitteln und sie damit zum Schulbesuch zu motivieren. 

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Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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