Kinder- und Jugendarbeit ist ein lebendiger, dynamischer Bereich – geprägt von Vielfalt, Wandel und der Verantwortung, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten. In der täglichen Arbeit treffen Jugendleiter*innen immer wieder Entscheidungen: bewusst oder unbewusst, strategisch oder spontan. Hinter all diesen Entscheidungen stehen Haltungen und Grundüberzeugungen – Annahmen darüber, was junge Menschen brauchen, was gute Begleitung ausmacht und welche Rolle Erwachsene dabei spielen.
Die nachfolgenden 33 Grundannahmen sind ein Versuch, zentrale Leitgedanken der pädagogischen Arbeit in der Jugendarbeit sichtbar zu machen. Sie dienen als Denkanstoß und Reflexionshilfe für alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten – ob hauptamtlich, ehrenamtlich oder als Kooperationspartner*in. Die Liste versteht sich nicht als festes Regelwerk, sondern als offene Diskussionsgrundlage, die erweitert, hinterfragt und weiterentwickelt werden kann.
Ziel ist es, in Teams, Fortbildungen oder im persönlichen Nachdenken eine Grundlage zu schaffen für die Frage: Was leitet mich eigentlich in meiner Arbeit mit jungen Menschen?
Die 33 Grundannahmen:
Über Kinder und Jugendliche
- Kinder und Jugendliche sind kompetente und fähige Individuen.
- Sie haben das Recht auf Mitsprache und Beteiligung – altersgerecht und ernst genommen.
- Sie entwickeln sich in unterschiedlichem Tempo und auf unterschiedliche Weise.
- Sie brauchen verlässliche, positive Beziehungen zu Erwachsenen.
- Sie suchen – entsprechend ihrer Entwicklungsphase – nach Sinn, Orientierung und Identität.
- Sie sind kreativ, neugierig und haben vielfältige Talente.
- Sie wollen mit ihren Gedanken und Gefühlen wahrgenommen und respektiert werden.
- Sie lernen am besten durch Erfahrungen, Erprobung und Interaktion – nicht nur durch Belehrung.
- Sie brauchen Raum zur freien Entfaltung, zum Spielen, Ausprobieren und Rückzug.
- Sie haben eigene Interessen, die ernst genommen und nicht von außen überformt werden sollten.
Über Ziele und Aufgaben der Kinder- und Jugendarbeit
- Kinder- und Jugendarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung.
- Sie orientiert sich an den Lebenswelten und Bedürfnissen junger Menschen.
- Sie bietet einen sicheren, unterstützenden und wertschätzenden Rahmen.
- Sie stärkt Eigeninitiative, Selbstbestimmung und Verantwortungsbewusstsein.
- Sie ermöglicht vielfältige, niederschwellige Angebote und kreative Ausdrucksformen.
- Sie fördert soziale Kompetenzen, Teamfähigkeit und Solidarität.
- Sie trägt zur sozialen Integration bei und wirkt gegen Ausgrenzung und Vorurteile.
- Sie stärkt demokratisches Denken und Handeln – altersgerecht und erfahrungsbezogen.
- Sie kooperiert mit Schulen, Familien, Gemeinden und anderen Trägern.
- Sie reflektiert ihre Praxis regelmäßig und entwickelt sich weiter.
Über die Rolle von Leiter*innen
- Leiter*innen sind Vorbilder – durch ihr Verhalten, ihre Haltung und ihre Sprache.
- Sie schaffen eine Atmosphäre der Offenheit, des Vertrauens und des gegenseitigen Respekts.
- Sie fördern gezielt die Stärken und Interessen junger Menschen.
- Sie stehen unterstützend zur Seite – auch in schwierigen Situationen.
- Sie motivieren zur Beteiligung und ermöglichen Mitgestaltung.
- Sie hören zu, sind ansprechbar und nehmen die Perspektiven junger Menschen ernst.
- Sie bilden sich weiter, reflektieren ihre Rolle und lernen aus Fehlern.
- Sie arbeiten im Team, teilen Verantwortung und lernen voneinander.
- Sie kennen die Rechte von Kindern und Jugendlichen und machen diese sichtbar.
- Sie schützen junge Menschen vor Gefährdung, Missbrauch und Gewalt.
Über die gesellschaftliche Bedeutung
- Kinder- und Jugendarbeit ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines demokratischen Gemeinwesens.
- Sie braucht verlässliche Strukturen, eine gute Ausstattung und gesellschaftliche Anerkennung.
- Sie kann einen Beitrag zu einer gerechteren, inklusiveren und nachhaltigeren Welt leisten.
Was fehlt? Was wäre dir noch wichtig? Schreibe es in die Kommentare.
