Trend-Kolumne 7/2025: Was bewegt Kinder und Jugendliche?

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In der heutigen digitalen Welt sind Kinder und Jugendliche mit einer Vielzahl von Themen konfrontiert, die ihre Lebenswelt prägen und ihren Alltag beeinflussen. Von der Einsamkeit junger Menschen, die als gefährlich für die Demokratie angesehen wird, bis hin zu den Risiken übermäßiger Hautpflege, die durch Trends auf sozialen Medien wie TikTok propagiert werden – die Herausforderungen sind vielfältig. Diese Themen sind nicht nur individuelle und soziale Fragen, sondern haben auch weitreichende Auswirkungen auf das Selbstbild, das Engagement und die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen. Die Trend-Kolumne gibt einen Überblick und erste Einordnung.

“Grow a Garden”: Der neue Gaming-Hype auf Roblox

Das Spiel “Grow a Garden” hat in der Gaming-Welt für Furore gesorgt und sogar den Rekord von Fortnite übertroffen. Während des “Working Bees”-Events spielten zeitweise 16,4 Millionen Spieler gleichzeitig, was fast zwei Drittel der gesamten Roblox-Nutzer ausmachte. In kurzer Zeit hat das Spiel beeindruckende 8,5 Milliarden Besuche angesammelt.

Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg ist die Einfachheit des Spiels. Die Spieler können unkompliziert Pflanzen anbauen, ernten und verkaufen, um ihren Garten zu erweitern. Ein weiteres motivierendes Element ist das “Grow offline”-Prinzip, bei dem der Garten auch dann weiterwächst, wenn die Spieler nicht aktiv im Spiel sind, was sie dazu anregt, regelmäßig zurückzukehren.

Zusätzlich sorgt die regelmäßige Bereitstellung neuer Inhalte dafür, dass das Interesse der Spieler hoch bleibt. Tägliche Quests und spezielle Events ziehen die Spieler an und fördern das Engagement. Auf sozialen Medien hat das Spiel eine riesige Präsenz, was sich in über 1,3 Millionen TikTok-Clips und Hunderttausenden von YouTube-Videos widerspiegelt.

Die Zielgruppe ist überwiegend jung, mit mehr als einem Drittel der Spieler, die unter 13 Jahren alt sind. Dies sollte Eltern dazu anregen, die Ausgaben ihrer Kinder im Spiel zu überwachen, da “Grow a Garden” sich primär durch den Verkauf von In-Game-Währungen finanziert, die mit echtem Geld erworben werden müssen.

Trotz des Erfolgs gibt es auch Kritik: Einige Gamer empfinden das Spiel als zu simpel, und es gibt Vorwürfe, dass der Entwickler andere Spiele kopiert hat. Zudem bestehen Bedenken hinsichtlich der Authentizität der hohen Spielerzahlen, da auch der Einsatz von Bots in der Diskussion steht.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Die Erfolge von “Grow a Garden” zeigen, wie wichtig es ist, auf die Interessen und Vorlieben von Kindern und Jugendlichen in digitalen Welten einzugehen. Jugendleiter*innen sollten:

  • Anreize schaffen: Ähnlich wie im Spiel könnten Anreize und Belohnungssysteme in Gruppenstunden oder Ferienlagern implementiert werden, um die Motivation und Teilnahme zu erhöhen.
  • Verantwortungsvoller Umgang mit Medien: Die Jugendarbeit sollte auch Themen wie den verantwortungsvollen Umgang mit Geld und digitalen Inhalten ansprechen, um Kinder und Jugendliche für die Gefahren der Monetarisierung in Spielen zu sensibilisieren.
  • Kreative Inhalte fördern: Die Nutzung von sozialen Medien und kreativen Plattformen kann auch in der Jugendarbeit eine Rolle spielen. Workshops zur Erstellung von Inhalten könnten Jugendliche anregen, sich kreativ auszudrücken und ihre Erfahrungen zu teilen.

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Die Welt der Kinder im Zeitalter der Generativen KI

Die Verwendung von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) unter Kindern ist ein aufkommendes Thema, das nicht ignoriert werden kann. Jüngste Forschungen zeigen, dass Kinder zunehmend mit KI-Tools interagieren, die kreative Inhalte generieren können, wie Texte, Bilder und Musik. Diese Technologien bringen sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Lebenswelt von Kindern mit sich.

Einerseits fördern KI-Tools die Kreativität und den Ausdruck der Kinder, indem sie ihnen ermöglichen, Geschichten zu schreiben, Kunstwerke zu erstellen oder Musik zu komponieren. Dies regt ihre Fantasie an und unterstützt die Entwicklung kreativer Fähigkeiten. Andererseits können diese Technologien auch zu Problemen führen. Kinder könnten Schwierigkeiten haben, zwischen echten und generierten Inhalten zu unterscheiden, was die Verbreitung von Fehlinformationen begünstigen kann. Zudem besteht die Gefahr, dass sie sich zu sehr auf KI-Tools verlassen und ihre eigenen Fähigkeiten nicht ausreichend entwickeln.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen ist es unerlässlich, sich mit der Thematik der generativen KI auseinanderzusetzen, da sie sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Lebenswelt der Kinder mit sich bringt. Daher ist es sinnvoll, Workshops zu planen, in denen Kinder lernen, wie sie KI kreativ nutzen können, während gleichzeitig das kritische Denken gefördert wird. Dies stärkt die Medienkompetenz der Teilnehmenden und sensibilisiert sie für die Risiken der Technologie. Indem Sie Diskussionen anregen, in denen die Unterscheidung von echten und KI-generierten Inhalten thematisiert wird, tragen Sie dazu bei, dass die Kinder verantwortungsvoll mit diesen neuen Tools umgehen.

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Einsamkeit junger Menschen: Eine Bedrohung für die Demokratie

Die aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung hat alarmierende Ergebnisse zur Einsamkeit junger Menschen in Deutschland veröffentlicht. Sie zeigt, dass die Einsamkeit nicht nur ein individuelles und soziales Problem darstellt, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die Demokratie hat. Jüngere Menschen, die sich einsam fühlen, sind unzufriedener mit der politischen Situation und glauben weniger daran, dass sie durch ihr Engagement gesellschaftliche Veränderungen bewirken können. Dies führt zu einer wachsenden Anfälligkeit für politische Entfremdung und Radikalisierung.

Die Studie ergab, dass 60 Prozent der stark einsamen Jugendlichen der Meinung sind, dass sie keine politische oder gesellschaftliche Veränderung herbeiführen können. Im Vergleich dazu glauben nur 42 Prozent derjenigen, die sich nicht einsam fühlen, dass ihr Handeln wenig bewirken kann. Auf lokaler Ebene ist der Unterschied noch markanter: Mehr als die Hälfte der stark einsamen Befragten (52 Prozent) glaubt nicht, dass sie in ihrer Gemeinde etwas verändern können, während es bei den nicht einsamen nur ein Drittel sind. Zudem ist das Vertrauen in die demokratischen Strukturen stark geschwächt: 63 Prozent der einsamen Jugendlichen sind mit der Demokratie in Deutschland unzufrieden.

Die Studie verdeutlicht, dass einsame junge Menschen sich von der Politik ignoriert fühlen. In der Befragung gaben 46 Prozent der jungen Befragten an, sich moderat oder stark einsam zu fühlen. Obwohl sie sich grundsätzlich für politische Themen interessieren, empfinden sie sich oft als nicht repräsentiert. Viele glauben, dass ihre Werte und Anliegen von den politischen Entscheidungsträgern nicht ernst genommen werden.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen ist es entscheidend, die Einsamkeit junger Menschen ernst zu nehmen und aktiv darauf zu reagieren. Es sollten gezielte Programme und Aktivitäten entwickelt werden, die jungen Menschen das Gefühl von sozialer Zugehörigkeit und Wertschätzung vermitteln. Politische Teilhabe kann hier als ein Mittel dienen, um Einsamkeit zu bekämpfen und das Engagement zu fördern. Die Schaffung von „dritten Orten“, wie Jugendzentren oder Stadtteilcafés, bietet Raum für Begegnungen und fördert die soziale Interaktion. Zudem sollten niedrigschwellige Beteiligungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene geschaffen werden, die es jungen Menschen erleichtern, ihre Stimme zu erheben und aktiv an der Gestaltung ihrer Gemeinschaft teilzunehmen. Indem Jugendleiter*innen diese Ansätze unterstützen, können sie dazu beitragen, die Demokratie zu stärken und die Einsamkeit junger Menschen zu verringern.

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Mehr als jeder Achte: Opfer sexualisierter Gewalt in Deutschland

Eine neue repräsentative Studie hat gezeigt, dass in Deutschland mehr als jeder siebte Erwachsene im Alter von 18 bis 59 Jahren mindestens einmal Opfer sexualisierter Gewalt geworden ist. Diese alarmierenden Ergebnisse stammen von einer Untersuchung, die vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik in Ulm und dem Kriminologischen Institut in Heidelberg in Zusammenarbeit mit Infratest dimap durchgeführt wurde. Insgesamt gaben 12,7 Prozent der Befragten an, betroffen zu sein, wobei die Mehrheit der Betroffenen weiblich ist (81,5 Prozent).

Die Studie zeigt, dass vor allem junge Frauen in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren am häufigsten betroffen sind, mit einer Rate von 27,4 Prozent. Die Dunkelziffer könnte jedoch noch höher sein, da viele Betroffene aus Scham oder Angst vor Nicht-Glauben schweigen. Fast 37,4 Prozent der Befragten haben nie über ihre Erfahrungen berichtet. Obwohl das Bewusstsein für diese Thematik in den letzten Jahren gewachsen ist, bleibt die Problematik der sexualisierten Gewalt in Deutschland besorgniserregend.

Die meisten Fälle von sexualisierter Gewalt ereignen sich innerhalb von Familien oder im Freundeskreis. Männer sind häufig in institutionellen Kontexten wie Sportvereinen oder der Kinder- und Jugendhilfe betroffen, während Frauen eher in familiären oder beruflichen Umfeldern Gewalt erfahren. Die Täter sind in der Regel Männer, während nur 4,5 Prozent der Betroffenen angaben, von einer Frau belästigt worden zu sein.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen ist es entscheidend, ein sensibles Bewusstsein für die Thematik sexualisierter Gewalt zu entwickeln und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Workshops und Informationsveranstaltungen zu den Themen Sexualität, Consent und persönliche Grenzen können helfen, das Wissen und die Sensibilität der Jugendlichen zu fördern. Zudem sollte ein sicherer Raum geschaffen werden, in dem sich Betroffene vertrauensvoll äußern können. Es ist wichtig, über Hilfsangebote aufzuklären, da viele Betroffene nicht wissen, wo sie Unterstützung finden können. Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema können Jugendleiter*innen dazu beitragen, das Bewusstsein zu schärfen und eine Kultur des Hinsehens und Eingreifens zu fördern.

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Warum Prävention sexualisierter Gewalt wichtig ist für die Jugendarbeit

TikTok-Trend »Skincare-Routine«: Forscher warnen vor Risiken für junge Mädchen

Der Trend der „Skincare-Routine“ auf TikTok hat in den letzten Jahren bei jungen Mädchen an Popularität gewonnen. Eine neue Studie der Northwestern University zeigt jedoch, dass dieser Trend potenziell schädlich ist. Viele Mädchen stehen früh auf, um ihre Haut mit einer Vielzahl von Produkten zu behandeln, darunter Reinigungsmittel, Feuchtigkeitscremes und Anti-Aging-Masken. Die Forscher warnen, dass die Risiken der übermäßigen Hautpflege die wenigen Vorteile überwiegen, die solche Produkte bieten könnten.

Die Studie hat untersucht, wie viele Produkte in den Videos verwendet werden und welche Botschaften vermittelt werden. Dabei stellte sich heraus, dass die komplexen Hautpflegeroutinen nicht nur teuer sind – im Durchschnitt kosten sie über 147 Euro – sondern auch unnötig und potenziell schädlich für die Haut. Die häufige Verwendung aktiver Inhaltsstoffe kann zu Hautreizungen und Allergien führen, was die langfristige Hautgesundheit gefährdet.

Ein weiteres besorgniserregendes Ergebnis der Analyse ist, dass die Videos ein verzerrtes Schönheitsideal propagieren. Die Inhalte zeigen oft Mädchen mit makelloser Haut und ohne sichtbare Unreinheiten, was unrealistische Standards setzt und zu einem negativen Selbstbild führen kann. Die Forscher betonen, dass einfache Hautpflege, wie das Reinigen der Haut ein- bis zweimal täglich und der Schutz mit Sonnencreme, weitaus effektiver und gesünder ist.

Ableitungen für die Jugendarbeit

Für Jugendleiter*innen ist es wichtig, diese Thematik ernst zu nehmen und aufzuklären. Workshops über gesunde Hautpflege und die Medienkompetenz im Umgang mit sozialen Medien können helfen, das Bewusstsein für die Risiken und unrealistischen Schönheitsideale zu schärfen. Es sollte ein Raum geschaffen werden, in dem junge Menschen offen über ihre Erfahrungen und Bedenken sprechen können. Durch die Vermittlung von realistischen Schönheitsstandards und der Förderung eines positiven Körperbildes können Jugendleiter*innen dazu beitragen, den Druck und die Anforderungen, die durch Trends wie die „Skincare-Routine“ entstehen, zu verringern.

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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