Die folgende Erzählung ist eine uralte Geschichte. Selbst wenn sie auf den ersten Blick religiös anmutet, so kann sie doch für Menschen aller Religionen eine kleine Hilfestellung sein. So gingen ein junger Mönch und sein Meister spazieren. Die Landschaft war karg und doch höchst faszinierend. Die Witterung war mild, und die Stimmung zwischen den beiden Männern war angenehm und beruhte auf großem gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. Die Dämmerung nahte und die zwei kamen an einen Fluss. Dort wollten sie Rast machen, um am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang weiterzuziehen.
Am Fluss sahen sie eine junge, hübsche Frau, die offenbar verzweifelt versuchte, durch das Wasser zu waten. Doch der Pegel war noch zu hoch. Deshalb traute sie sich nicht, hinüberzugehen. “Könnt ihr mir helfen?” rief sie den beiden Mönchen zu. “Ich muss unbedingt auf die andere Seite. Ich habe eine sehr wichtige Verabredung und bin schon viel zu spät dran.” Der ältere der beiden Mönche ging direkt auf das schöne Mädchen zu, ergriff sie und setzte sie auf seine Schultern.
Als die drei einige Zeit später auf der anderen Seite des Flusses angekommen waren, bedankte sich die hübsche Frau herzlich. Dann ging sie davon. Die beiden Mönche schlugen nun ihr Nachtlager am Ufer auf und schliefen, noch ohne ein weiteres Wort zu sagen, ein. Am nächsten Morgen fragte der junge Mönch seinen Meister: “Meister, dir ist doch bewusst, dass wir im Zölibat leben, oder? Wie konntest du da gestern Abend die junge Frau anfassen und auf deinen Schultern tragen?” Daraufhin der ältere Mönch zu dem jüngeren: “Trägst du das Mädchen etwa immer noch mit dir herum? Ich hingegen hatte es bereits vor etlichen Stunden sicher am Ufer abgesetzt!”
Fazit:
Dinge, die wir zu lange mit uns herumtragen, können auf Dauer eine erhebliche Belastung sein. Darüber zu sprechen oder sie einfach loszulassen, nach vorne zu blicken, bringt hingegen mehr Leichtigkeit ins Leben.