Partizipation & Teilhabe in der Jugendarbeit

Beispiele für Partizipation im Alltag

Damit ihr euch besser vorstellen könnt, in welchen Alltagssituationen es zum Mitbestimmen und Einbringen der Kinder kommt, sind hier ein paar Beispiele für euch. Dazu werden Situationen geschildert und anschließend Lösungsansätze aufgeführt.

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Dilemma mit dem Speiseplan

Die Kinder und Jugendlichen der Jugendgruppe “Sonnenschein” mögen normalerweise das Mittagessen, welches sie hier nach der Schule bekommen. Doch der Mittwoch ist dennoch für sie ein Graus, denn es gibt Maissuppe und die mögen sie überhaupt nicht. Jeden Mittwoch gibt es also die gleichen Diskussionen, die Teilnehmer*innen wollen nicht essen und nörgeln am Nachmittag bei der Hausaufgabenbetreuung, dass sie Hunger haben. Was könntet ihr in solch einem Fall also tun?

Ihr trommelt alle Betroffenen zusammen und setzt euch in einer Runde zusammen und eröffnet eine Diskussionsrunde. Schildert zunächst das Problem: Was mögen sie an der Maissuppe nicht? Besprecht dann, welche Alternativen es für die Kinder und Jugendlichen gibt, also ob eine Änderung des Speiseplans möglich ist oder ob sie ggf. selbst gemeinsam am Mittwoch nach der Schule kochen müssen, wenn die Maissuppe abbestellt wird. Dabei wendet ihr eure neu gewonnenen Erkenntnisse der Partizipation an: Lasst die Teilnehmer*innen auf eigene Lösungen kommen und leistet Hilfestellung, beispielsweise wenn ein Lösungsvorschlag nicht umsetzbar ist (wenn sich z.B. kein anderes Gericht bestellen lässt).

Der Sommer der heißen Diskussionen

Im Sommer gibt es mit den Kindern immer wieder dieselbe Diskussion: Es ist heiß und die Kinder wollen sich abkühlen, am liebsten mit einer Menge Eis und viel Wasserspaß. Doch ihr könnt nicht jeden Tag Eis an die Kinder verteilen und die Wasserhähne aufdrehen. Das ist erstens nicht umweltfreundlich und zweitens ist Wasser allgemein ein teures und wertvolles Gut. Ihr möchtet jedoch gemeinsam mit den Teilnehmer*innen nach einer Lösung suchen und deswegen setzt ihr euch unter einem schattigen Baum und schildert die Probleme.

1. Jeden Tag Eis ist nicht gesund, auch wenn es noch so lecker schmeckt.

2. Wasser ist wertvoll und sollte deswegen nicht jeden Tag aus dem Hahn neu “gezapft” werden.

Nun sind die Kinder an der Reihe, welchen Kompromiss wären sie bei Problem 1 einzugehen? Es gäbe beispielsweise die Möglichkeit, dass ihr selbst Eis herstellt und zwar als gesunde Variante mit Joghurt, Kondensmilch und frischen Früchten. Außerdem schmeckt z.B. Wassermelone aus dem Kühlschrank auch sehr lecker und kühlt die Gemüter bei heißen Temperaturen ab.

Jetzt geht ihr zusammen Problem 2 an. Auch hier soll wieder ein Kompromiss gefunden werden, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind. So könntet ihr beispielsweise einen festen Wochentag ausmachen, an dem ihr gemeinsam Wasserspiele plant und durchführt. Oder ihr besorgt euch ein oder zwei große Planschbecken, befüllt diese mit Wasser und wenn sie leer sind, werden sie erst in der nächsten Woche wieder aufgefüllt.

Ihr merkt also, dass es bei der Partizipation darum geht, etwas zu verbieten. Es geht vielmehr darum, dass die Kinder eigene Lösungsansätze finden und die Bereitschaft erweisen, Kompromisse einzugehen.

Veränderungen im Raumkonzept

Die Jugendlichen der Jugendeinrichtung “Teenage-Storm” brauchen mehr Raum für sich, um private Gespräche führen zu können, einfach für sich alleine gechillte Musik zu hören oder gemeinsam lernen bzw. Spiele spielen zu können. Draußen haben sie dazu keine Möglichkeiten und die Konstellation der Räume sind für ihre Wünsche und Bedürfnisse sichtbar unpraktisch gestaltet.

Beruft also eine Sitzung unter Anwesenheit aller Teilnehmer*innen ein und hängt dazu den architektonischen Plan eurer Einrichtung auf. Wie könntet ihr die Räume anders aufteilen und welche Möglichkeiten soll es in Zukunft geben? Besprecht auch, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt und was den Jugendlichen allgemein besonders wichtig ist. Wenn ihr euch dann einig geworden seid, muss das Besprochene nur noch gemeinsam in die Tat umgesetzt werden. Dabei gilt vor allem, dass ihr die Sache gemeinsam angeht und kreativ werdet, ganz besonders dann, wenn die Finanzierung stark begrenzt ist.

Freiwillige Helfer*innen müssen also organisiert werden und auch Sachspenden sind gern gesehen. Nun werden die Räume nach den Wünschen, Vorstellungen und Bedürfnissen der Jugendlichen gemeinsam eingerichtet.

Ihr könntet dabei auch (ähnlich wie nach dem Konzept des Jugendparlaments, siehe oben) Teams einteilen und jedes Team verfolgt dabei eine bestimmte Sache und ist hierfür zuständig (freiwillige Helfer*innen/ Sachspenden organisieren, Dekoration, Verpflegung, Finanzen, …).

Weitere Beispiele

Weitere Beispiele im Alltag, die unter Berücksichtigung der Partizipation besprochen werden können:

– Umfang und Möglichkeiten für Freispiel im städtischen Raum
– Programmgestaltung und Spielauswahl
– Unternehmungen in Freizeitparks/ Zoos (kostspielige Freizeitgestaltung ermöglichen)
– gesundes Kochen/ Backen/ Sport
– Häufigkeit der Treffen der Jugendgruppe

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.