Dass es in Jugendgruppen hin und wieder zu Konflikten kommt, ist ganz normal. Manche davon lösen die Kinder einfach selbst. Das ist aber nicht immer der Fall. Als Jugendleiter*innen solltet ihr deswegen auch immer auf mögliche Auseinandersetzungen vorbereitet sein. Hier könnt ihr nachlesen, welche Gründe es für Konflikte in Jugendgruppen gibt, wie sie sich lösen lassen und was für die Konfliktvermeidung essenziell ist.
Gründe für Konflikte in Jugendgruppen
In einer Jugendgruppe treffen zahlreiche Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichem kulturellem, religiösem und gesellschaftlichem Hintergrund aufeinander. Sie alle haben individuelle Erfahrungen gemacht und geraten manchmal schon allein aufgrund ihrer voneinander abweichenden Weltanschauung aneinander. Darüber hinaus können die folgenden Gründe zu einem Konflikt führen:
- Die individuellen Bedürfnisse einzelner Gruppenmitglieder werden von den Jugendleiter*innen oder von anderen Gruppenmitgliedern nicht ausreichend wahrgenommen.
- Manchmal sorgen auch unerfüllte Erwartungen für Spannungen. Wenn sich ein Kind von dem Besuch in der Jugendgruppe etwa neue Freundschaften erwartet hat und das nicht passiert, kann das schnell zu Frust führen.
- Die Gruppenmitglieder konkurrieren gegeneinander und buhlen um die Aufmerksamkeit der Jugendleiter*innen.
- Eine neue Person kommt in die Gruppe und sorgt für Unruhe. Auf einmal steht das vorherige Gruppengefüge infrage.
- Viele Kinder und Jugendliche stehen auch einfach nur unter Stress. Sie haben Probleme in der Schule oder im Elternhaus und zeigen das unter anderem durch aggressives Verhalten.
Konflikte konstruktiv lösen – so kann es funktionieren
Als Jugendleiter*innen merkt ihr meist schnell, wenn etwas in der Gruppe nicht stimmt. Ständige Sticheleien, Mobbing oder gar Gewalt solltet ihr auf keinen Fall tolerieren. Im besten Fall kommt es durch eine frühe Intervention erst gar nicht so weit. Sich anbahnende Konflikte sollten schnell gelöst werden, sodass sie sich nicht verhärten können. Dabei könnt ihr folgendermaßen vorgehen:
- Tretet als Vermittler auf und gebt beiden Seiten die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge zu schildern.
- Fragt nun nach den Ursachen für die Probleme. Gibt es vielleicht ein Missverständnis oder Unklarheiten?
- Jetzt dürfen alle Beteiligten Lösungswege vorschlagen. Nicht alle davon sind immer umsetzungsfähig. Es geht aber erst einmal um eine reine Ideensammlung.
- Anschließend können die Parteien gemeinsam die Ideen bewerten und eine Lösung finden, mit der beide Seiten einverstanden sind. So fühlt sich keiner der Beteiligten übergangen.
Natürlich müsst ihr euch nicht in jedes kleine Problem zwischen zwei Gruppenmitgliedern einmischen. Wenn ihr aber das Gefühl habt, dass das zu einer größeren Sache werden könnte, solltet ihr eingreifen. Bei Gewalt müsst ihr unbedingt handeln! Wendet euch in diesem Fall aber auch an jemanden, der das notwendige Fachwissen für solche Situationen besitzt.
Wie sinnvoll sind Strafen und welche Alternativen gibt es?
In einer Jugendgruppe gelten Regeln, die das Miteinander erleichtern sollen. Außerdem dienen sie als Instrument, um eine ganze Reihe an Konflikten zu vermeiden. Allerdings sind es oft auch die Regeln selbst, die Konflikte nach sich ziehen – und zwar zwischen den Gruppenmitgliedern und den Jugendleiter*innen.
Strafen können bei der Durchsetzung dieser Regeln helfen, sollten aber das letzte Mittel der Wahl sein und nur dann eingesetzt werden, wenn ohne sie das friedliche Miteinander und die Einhaltung der Regeln gefährdet werden würden. Versucht stattdessen, den Kindern genau zu erklären, warum welche Vorschriften gelten. Dann fällt es ihnen oft leichter, die Grenzen zu akzeptieren.
Lobt sie überdies aktiv, wenn sie etwas richtig machen, und stärkt dadurch aktiv ihren Willen, sich von sich aus an die Regeln zu halten. Wenn es doch einmal nicht ohne eine Strafe geht, solltet ihr unbedingt auf Kollektivstrafen verzichten. Auch die Demütigung eines einzelnen Kindes vor der ganzen Gruppe geht gar nicht.
Gewaltfreie Erziehung – das solltet ihr als Jugendleiter*innen wissen
Grundsätzlich haben Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Das gilt sowohl in der Familie als auch in der Jugendgruppe. Dass ihr als Jugendleiter*innen auf keinen Fall die Hand gegen eure Schützlinge erheben solltet, versteht sich also von selbst. Ohrfeigen oder ein leichter Klaps sind ebenfalls nicht erlaubt und können strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Wenn ihr den Verdacht habt, dass das Kind zu Hause Gewalt erfährt oder eine andere Form der Kindesmisshandlung vorliegt, solltet ihr euch schnellstmöglich an einen Vorgesetzten oder den für solche Fälle vorgesehenen Ansprechpartner wenden und eure Beobachtungen melden.
Wie kann man eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung fördern?
Zum Abschluss möchten wir euch noch einen Vorschlag zur Konfliktprävention mit auf den Weg geben: Wenn ihr ein wertschätzendes Klima in eurer Jugendgruppe etabliert, könnt ihr nämlich viele Streitereien und Spannungen schon von vornherein verhindern. Diese Tipps helfen euch dabei:
- Stellt klare Regeln für das Miteinander auf: Alle sollen sich gegenseitig ausreden lassen und einander zuhören. Dann kommt es auch nicht so schnell zu Missverständnissen!
- Fragt die Kinder und Jugendlichen regelmäßig nach ihren Bedürfnissen oder ob sie etwas bedrückt. Animiert sie dazu, dass auch untereinander zu tun. Viele kleine Problemchen lassen sich so schon im Keim ersticken. Außerdem fühlen sich die verschiedenen Gruppenmitglieder gesehen.
- Vermeidet direkte Schuldzuweisungen, sondern sendet Ich-Botschaften an eure Schützlinge. Haltet sie dazu an, das genauso zu machen. Vor allem, wenn ihr bereits in einem Konfliktgespräch seid, können die Kinder und Jugendlichen dadurch viel lernen.
- Auch wenn es einmal heiß hergeht, solltet Ihr als Jugendleiter*innen immer mit gutem Beispiel vorangehen und möglichst ruhig und sachlich bleiben. So zeigt ihr Wertschätzung, auch wenn ihr gerade sauer seid.