Scheidungskinder – Sorgen von Kindern und Jugendlichen in einer Jugendgruppe 

Beitrag speichern
gespeichert

In Deutschland wird rund jede dritte Ehe geschieden. Laut Statistischem Bundesamt kam es allein im Jahr 2024 zu 129.300 Scheidungen. Es ist also ganz normal, dass ihr in eurer Arbeit als Jugendleiter*innen auch immer wieder mit Scheidungskindern zu tun habt. Viele von ihnen leiden stark unter den Folgen des Ehe-Endes ihrer Eltern und haben mit Ängsten, Sorgen und manchmal auch mit Vernachlässigung zu kämpfen. Jugendleiter*innen sind keine Familientherapeuten, ihr könnt aber dazu beitragen, den Kindern und Jugendlichen zumindest im Rahmen der Jugendgruppe ein sicheres Umfeld zu geben. 

Emotionale und soziale Auswirkungen auf Scheidungskinder

Kinder und Jugendliche reagieren oft sehr sensibel auf die Scheidung ihrer Eltern. Je nach Altersgruppe sind sie mit verschiedenen Themen beschäftigt. Kinder empfinden häufig Angst oder haben gar Schuldgefühle. Andere werden aggressiv und zeigen typische Verhaltensauffälligkeiten. Auch körperliche Reaktionen in Form von andauernden Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen sind möglich. Manche Kinder beginnen auch wieder damit, sich einzunässen. 

Ältere Kinder und Jugendliche schämen sich hingegen oft, weil ihre Familie nicht mehr intakt ist. Sie sehen ihre Situation als soziales Manko an. Die Folgen können unterschiedlich ausfallen. Häufig ziehen sie sich zurück und vermeiden emotionale Bindungen und soziale Kontakte. Manche von ihnen werden aber auch vermeintlich schnell erwachsen und legen ein für Jugendliche untypisches Verhalten an den Tag.  

Sorgen und Ängste von Kindern und Jugendlichen

Manchmal haben Scheidungskinder ganz konkrete Ängste. Sie fragen sich zum Beispiel, wie es mit dem Kindesunterhalt aussieht, und machen sich Sorgen, dass es finanziell knapp zu Hause werden wird. Oft bekommen sie mit, wie sich die Eltern über Geld streiten oder sich ebenfalls den Kopf über monetäre Engpässe zerbrechen. Es ist ganz natürlich, dass sich die Kinder und Jugendlichen Gedanken darüber machen. Als Jugendleiter*innen ist es jedoch nicht eure Aufgabe, eure Schützlinge diesbezüglich zu beraten oder ihnen Informationen zu geben. Ihr müsst euch also kein Wissen zum Kindesunterhalt aneignen. Ihr könnt jedoch als emotionaler Support für sie da sein, ihnen zuhören und Verständnis zeigen. Für die Kinder bedeutet es oft schon viel, dass ihre Sorgen ernst genommen werden und sie ihre Gefühle frei äußern und benennen dürfen. Das kann das Selbstwertgefühl steigern und Stress lindern. Ein offenes Ohr ist also viel wert. 

Das Selbstwertgefühl mit Gruppenaktivitäten stärken

Jugendleiter*innen müssen meist mehrere Kinder und Jugendliche gleichzeitig betreuen und sind keine ausgebildeten Psychotherapeuten. Ihr könnt Scheidungskinder aber trotzdem unterstützen, indem ihr ihnen helft, ihr Selbstwertgefühl wieder zu stärken. Sie empfinden nämlich häufig nicht nur eine große Traurigkeit, sondern leiden auch an Selbstzweifeln und Scham. Gruppenaktivitäten können dabei eine gute Stütze sein: 

  • Teamsportarten fördern die soziale Kompetenz und geben Kindern ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Gleichzeitig steigen ihr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl durch Erfolgserlebnisse und die Anerkennung der Teamkollegen. Es muss sich nicht unbedingt um ein kompetitives Erlebnis handeln. Ihr könnt den Kindern auch eine sportliche Aufgabe erteilen, die sie nur gemeinsam lösen können. Sie treten dabei aber nicht gegen eine gegnerische Mannschaft, sondern sozusagen gegen das Spiel selbst ab. 
  • Auch Theaterspielen soll sich positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken. Die Kinder und Jugendlichen erschaffen gemeinsam eine fiktive Welt, in der jeder eine wichtige Rolle einnimmt. Jedes Zahnrädchen ist wichtig, um am Ende ein funktionierendes Theaterstück auf die Bühne zu bringen. Wenn ein Kind schauspielerisch nicht so begabt ist, kann es auch backstage eine Aufgabe erfüllen und so Wertschätzung erfahren. 
  • Kunstprojekte eignen sich hervorragend, um den Kindern Raum zur Entfaltung und die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Stärken kennenzulernen. Gemeinsam können sie ein Kunstwerk schaffen, zu dem jeder seine individuelle Note hinzufügt.

Als Jugendleiter*in ein sicheres Umfeld schaffen 

Scheidungskinder befinden sich oft in einem Zustand der ständigen Unsicherheit. Gerade wenn die Scheidung noch frisch ist oder kurz bevorsteht, wissen sie nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen wird. Die Jugendgruppe kann dann zu einem sicheren Anker werden, zu einem Ort, an dem alles wie immer ist und an dem sie sich sicher fühlen können. Ihr könnt dabei aktiv mithelfen:

  • Kommuniziert die geltenden Regeln und sorgt für deren Einhaltung. 
  • Behandelt alle Kinder stets gleich und vermeidet die Bevorzugung einzelner. 
  • Werdet selbst zum Vorbild und geht stets respektvoll und wertschätzend mit anderen Jugendleiter*innen sowie mit den Kindern und Jugendlichen um. 
  • Signalisiert Gesprächsbereitschaft und habt ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme eurer Schützlinge. 
  • Sorgt dafür, dass Neuankömmlinge gut in die Gruppe integriert werden. 
  • Nehmt die Grenzen der Kinder und Jugendlichen ernst und überschreitet sie nicht.
  • Geht vertrauensvoll mit den Informationen um, die euch die Kinder anvertrauen. 
  • Wenn ihr das Gefühl habt, dass ein Kind in einer prekären Situation steckt und professionelle Hilfe braucht, solltet ihr euch an einen Vorgesetzten oder an die Leitung der Einrichtung wenden. 
  • Unterbindet übergriffiges Verhalten zwischen den Kindern und dokumentiert den Fall sofort. Außerdem solltet ihr euch auch hier unbedingt Hilfe von den Kollegen holen und alles im Team besprechen. 

Ähnliche Artikel

Kommentare

HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Newsletter

Jede Woche neue Ideen und Anregungen mit dem Jugendleiter-Newsletter!

Schon über 8.200 Jugendleiter*innen erhalten meinen Newsletter – hol auch du dir regelmäßig frische Ideen für Gruppenstunde, Ferienlager und Co. in dein Postfach.

Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

Social Media

2,199FansGefällt mir
6,834FollowerFolgen
12,155FollowerFolgen
1,899FollowerFolgen
1,350AbonnentenAbonnieren