In der Jugendarbeit begegnen wir ständig Situationen, in denen wir uns fragen: „War das jetzt richtig?“ Eine Gruppenstunde, die schiefgeht. Ein Gespräch, das nicht so lief wie geplant. Ein Konflikt, den wir ungeschickt moderiert haben. Solche Momente tun weh – und oft gehen wir mit uns selbst härter ins Gericht, als wir es je mit anderen tun würden.
Doch Mitgefühl mit uns selbst ist kein Ausreden-Machen. Es ist eine Haltung der Ehrlichkeit und der Freundlichkeit. Es anerkennt: Ich bin Mensch. Ich mache Fehler. Und ich darf daraus lernen, statt mich selbst zu verurteilen.
Kinder und Jugendliche brauchen Leitungspersonen, die stark sind – aber nicht unfehlbar. Sie brauchen Menschen, die mit gutem Beispiel vorangehen, wenn es darum geht, Fehler nicht als Makel, sondern als Teil des Wachstums zu sehen. Wenn ihr euch erlaubt, euch selbst mit Freundlichkeit zu begegnen, dann zeigt ihr euren Gruppen: Scheitern ist normal. Und wir dürfen trotzdem weitermachen.
Mitgefühl mit euch selbst bedeutet, kurz innezuhalten: Was hätte ich gebraucht? Warum bin ich so streng mit mir? Was kann ich nächstes Mal anders machen – ohne mich dafür zu schämen?
Selbstmitgefühl schafft eine Kultur, in der Lernen vor Perfektion steht. Eine Kultur, in der ihr eure Kraft nicht durch Selbstkritik blockiert, sondern durch Selbstfreundlichkeit wiedergewinnt.
Scheitern ist kein Beweis, dass ihr ungeeignet seid.
Scheitern zeigt, dass ihr mutig genug seid, etwas zu versuchen.
Und Mitgefühl mit euch selbst macht diesen Mut tragfähig.
Reflexionsfragen
- In welchen Momenten seid ihr besonders streng mit euch selbst – und warum?
- Was würdet ihr einer anderen Leitungsperson sagen, wenn sie genau denselben Fehler gemacht hätte wie ihr?
- Wie könnte Selbstmitgefühl eure Art zu leiten verändern?

