Fantasiereise für Jugendliche: Der Turm aus Fragen (Selbstvertrauen und Akzeptanz)

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Du erwachst in einem weiten Land, das nur aus Himmel und Horizont zu bestehen scheint. Kein Lärm. Keine Menschen. Nur Wind und ein leises Summen, als würde die Luft selbst deine Gedanken hören.

Vor dir erhebt sich ein Turm. Er ist so hoch, dass seine Spitze in den Wolken verschwindet. Es ist kein gewöhnlicher Turm. Seine Wände bestehen aus Sätzen. Manche kennst du gut. “Warum bist du so?” “Du musst dich mehr anstrengen.” “Du bist nicht genug.” Sie flackern wie Lichtzeichen und ziehen dich magisch an.

Ein Schild am Eingang lautet:

“Nur wer sich selbst begegnet, darf diesen Turm verlassen.”

Zögernd trittst du ein.

Die erste Etage ist ein Raum voller Spiegel, aber sie zeigen nicht dich. Sondern deine Fehler. Jede Unsicherheit, jeder Moment, in dem du gezweifelt hast. Du möchtest wegsehen, aber die Tür bleibt verschlossen.

Dann erscheint ein Kind. Es bist du, nur jünger. Es schaut dich an, nicht vorwurfsvoll, sondern fragend.

“Du versuchst immer, jemand zu sein, den alle mögen. Aber magst du dich selbst?”

Du schweigst.

Das Kind reicht dir einen Pinsel. “Male dich, wie du dich siehst, nicht wie du glaubst, sein zu müssen.”

Mit unsicherer Hand beginnst du. Die ersten Striche sind unklar. Doch langsam entstehen Formen. Eine Mischung aus Stärke und Zweifel. Hoffnung und Widerspruch. Und da, ein Lächeln, das du selbst nie bemerkt hast.

Die Spiegel lösen sich auf. Die Tür öffnet sich und du gehst weiter. Treppen führen nach oben.

Die zweite Etage ist dunkler. Hier hörst du Stimmen aus der Tiefe:

“Du wirst es nie schaffen.”
“Andere sind besser.”
“Du bist zu still. Zu laut. Zu anders.”

Ein Weg aus leuchtenden Steinen führt dich durch die Dunkelheit. Jeder Schritt bringt neue Zweifel, doch auch Erinnerungen. An einen Moment, in dem du für jemanden da warst. An eine Idee, die du hattest. An ein Kompliment, das du nicht glauben konntest.

Eine Gestalt tritt aus dem Schatten. Sie sieht aus wie du, nur müde.

“Ich bin die Version von dir, die immer zweifelt.”
Du gehst auf sie zu. Legst deine Hand auf ihre Schulter.

“Du darfst bleiben”, sagst du leise. “Aber ich werde nicht mehr nur auf dich hören.”

Plötzlich wird der Raum heller. Die Stimme flüstert: “Selbstvertrauen heißt nicht, keine Zweifel zu haben. Es heißt, weiterzugehen, trotz ihnen.”

Die letzte Etage ist ein Dachgarten. Der Himmel darüber wechselt die Farben, als würde er deine Gefühle spiegeln. In der Mitte steht ein Podest. Darauf steht ein Buch, es ist leer. Daneben liegt eine Feder.

“Schreibe auf, was du glaubst, nicht verdient zu haben und dann lies es dir laut vor.”

Du zögerst. Dann schreibst: “Ich darf glücklich sein. Ich darf Fehler machen. Ich darf mich zeigen, so wie ich bin.”

Du liest. Deine Stimme zittert. Dann wird sie fester. Und mit jedem Wort wird der Himmel klarer.

In diesem Moment wächst ein Baum neben dem Podest. Schnell. Stark. An seinen Ästen hängen kleine Kugeln aus Licht. Du nimmst eine in die Hand. In ihr spiegeln sich Momente, in denen du mutig warst. Vielleicht klein. Aber echt.

Als du vom Turm hinabsiehst, erkennst du, dass er nicht aus Vorwürfen besteht. Sondern aus all den Fragen, die dich hierher geführt haben. Und du spürst: Du musst nicht perfekt sein. Du musst nur ehrlich sein, und zwar mit dir selbst.

Als du erwachst, ist dein Zimmer noch still. Aber in dir wächst etwas. Kein lauter Triumph, sondern Ruhe. Das Wissen: Du bist mehr als deine Zweifel.

Vielleicht wirst du heute nicht alles ändern. Aber vielleicht wirst du dich nicht mehr entschuldigen, für das, was du bist.

Und das ist ein Anfang.

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Daniel
Daniel
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