Wer in diesen Monaten mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, kommt kaum daran vorbei: Korea ist allgegenwärtig. Auf TikTok und Instagram tanzen Teenager die neuesten K-Pop-Choreografien, in den Supermarktregalen tauchen koreanische Snacks auf und Streamingdienste feiern Serien und Filme aus Südkorea als globale Hits. Besonders viel Aufmerksamkeit zieht seit Sommer 2025 der Animationsfilm KPop Demon Hunters auf sich.
Die Produktion von Sony Pictures Animation wurde für Netflix umgesetzt und erzählt die Geschichte der Girlgroup Huntr/x, die tagsüber auf der Bühne steht und nachts als Dämonenjägerinnen die Menschheit beschützt. Mit über 236 Millionen Aufrufen ist der Film inzwischen der erfolgreichste Netflix-Film aller Zeiten – und damit ein Paradebeispiel dafür, wie stark koreanisch geprägte Inhalte weltweit begeistern.
Warum Kinder und Jugendliche so fasziniert sind
Die Begeisterung für alles, was aus Korea kommt, ist kein Zufall. Sie hat viel mit der besonderen Mischung aus Popkultur, Glamour und Nähe zu tun. Stars wie die Mitglieder von BTS oder Blackpink wirken über Social Media nahbar und gleichzeitig unerreichbar. Serien und Filme erzählen Geschichten, die sich vertraut und doch exotisch anfühlen. KPop Demon Hunters spielt genau mit dieser Spannung: Die Figuren verkörpern gleichzeitig Idole und Heldinnen, die zwischen Konzertbühne und Dämonenkampf pendeln. Für Kinder und Jugendliche ist das eine Einladung, sich mit Mut, Freundschaft und Identität auseinanderzusetzen – verpackt in eine bunte, energiegeladene Welt.
Hinzu kommt, dass Social Media den Hype befeuert. Tanz-Challenges, Fan-Art oder Reaktionsvideos verbreiten sich rasant und lassen die Jugendlichen nicht nur Konsumenten, sondern auch selbst Teil der Community werden. Sie kreieren eigene Inhalte, probieren sich kreativ aus und finden über Fan-Gemeinschaften Anschluss an Gleichgesinnte – oft weit über Ländergrenzen hinweg.
Chancen für die Jugendarbeit
Für die Jugendarbeit eröffnet der Korea-Trend viele Türen. Er ist eine Möglichkeit, mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und ihre Lebenswelt ernst zu nehmen. Wer sich auf ihre Begeisterung einlässt, stärkt die Beziehung und schafft gemeinsame Erlebnisse. Ob Tanz, Musik, Film oder Essen – die Themen laden dazu ein, kreative Projekte zu entwickeln, die Spaß machen und gleichzeitig Lernprozesse ermöglichen.
So kann ein gemeinsamer Filmabend mit KPop Demon Hunters weit mehr sein als reine Unterhaltung. In einer anschließenden Gesprächsrunde lassen sich Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt oder die Doppelleben der Figuren aufgreifen. Ebenso spannend sind Diskussionen über die Unterschiede zwischen Popkultur und Realität: Wie viel hat das Bild von Korea, das in Filmen und Serien vermittelt wird, mit dem echten Leben dort zu tun? Und welche Werte oder Schönheitsideale transportieren K-Pop und K-Beauty eigentlich?
Auch praktische Aktivitäten bieten sich an. Kinder und Jugendliche können eine Tanzchoreografie ausprobieren, Fan-Poster gestalten oder koreanische Gerichte nachkochen. Eine kleine Spracheinheit mit dem koreanischen Alphabet Hangul kann spielerisch in eine Gruppenstunde eingebaut werden und sorgt nicht nur für Spaß, sondern auch für Aha-Momente.
Kritische Reflexion nicht vergessen
Bei aller Begeisterung lohnt es sich, auch die Schattenseiten anzusprechen. Der Korea-Hype ist eng mit Konsum verbunden. Merchandising, Mode und Kosmetik stehen hoch im Kurs – Themen, die sich ideal nutzen lassen, um Nachhaltigkeit und Konsumkritik in die Gruppenarbeit einzubringen. Auch die Diskussion über Schönheitsideale ist wichtig, denn viele Stars und Figuren vermitteln ein Bild, das mit der Realität junger Menschen kaum vereinbar ist.
Gerade KPop Demon Hunters eignet sich zudem, um über Medienwirkung zu sprechen. Wie schnell beeinflusst ein Film Millionen von Menschen weltweit? Welche Rolle spielt Netflix dabei, wenn es einen Animationsfilm in kürzester Zeit zum globalen Rekordhalter macht? Solche Fragen regen Kinder und Jugendliche an, nicht nur passiv zu konsumieren, sondern auch kritisch nachzudenken.
Fazit: Eine Brücke zur Lebenswelt junger Menschen
Der Korea-Hype ist weit mehr als ein Modetrend. Er zeigt, wie globalisierte Popkultur Kinder und Jugendliche erreicht und begeistert. Für uns in der Jugendarbeit ist das eine große Chance: Wir können ihre Interessen aufgreifen, sie ernst nehmen und daraus kreative Angebote entwickeln. KPop Demon Hunters und andere koreanische Inhalte lassen sich wunderbar nutzen, um Gemeinschaft zu fördern, über Werte ins Gespräch zu kommen und interkulturelles Lernen zu ermöglichen.
Wenn wir die Begeisterung teilen, statt sie nur von außen zu betrachten, entsteht etwas Wertvolles: eine Brücke zwischen den Jugendlichen und uns – getragen von Musik, Geschichten, Kreativität und der Lust, gemeinsam Neues zu entdecken.