Reflexion & Auswertung
Eine Gruppenstunde ist mehr als das, was in ihren 60 oder 90 Minuten passiert. Sie lebt von der Vorbereitung – und sie wirkt nach. Gerade dieser „Nachklang“ ist ein zentraler Moment für dich als Jugendleiter*in. Denn in der Rückschau wird sichtbar, was gut lief, wo noch Potenzial steckt und was du fürs nächste Mal mitnehmen kannst.
Reflexion ist kein Luxus und keine Kritikübung, sondern ein wertvolles Werkzeug für deine persönliche Weiterentwicklung. Wer regelmäßig innehält, wird nicht nur sicherer in der Leitung, sondern kann auch gezielter auf die Bedürfnisse der Gruppe eingehen. Dieses Kapitel unterstützt dich dabei, systematisch und ehrlich auf deine Gruppenstunden zurückzublicken – allein oder gemeinsam mit anderen.
Selbstevaluation: Fragen an dich selbst
Nicht jede Gruppenstunde lässt sich objektiv „bewerten“. Aber du kannst sie für dich selbst einordnen – und daraus lernen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern bewusst wahrzunehmen: Was war stimmig? Was hat irritiert? Was hat mich überrascht?
Diese Reflexionsfragen können dir helfen, deine eigene Leitung zu analysieren:
- Was war das Ziel der Stunde – und wurde es erreicht?
- Welche Situationen haben gut funktioniert? Was lief reibungslos?
- Wo gab es Herausforderungen? Wie bin ich damit umgegangen?
- Wie habe ich die Stimmung in der Gruppe erlebt?
- Welche Rückmeldungen (verbal oder nonverbal) habe ich wahrgenommen?
- Habe ich mich in meiner Rolle als Leitung wohlgefühlt?
- Was würde ich beim nächsten Mal ähnlich machen – was vielleicht anders?
Du kannst diese Fragen schriftlich beantworten, mit Kolleg*innen besprechen oder einfach gedanklich durchgehen. Wichtig ist: Du nimmst dir bewusst Zeit für deinen Lernprozess.
Feedback aus der Gruppe einholen
Neben deiner eigenen Sichtweise ist es oft sehr hilfreich, auch die Perspektive der Teilnehmenden einzubeziehen. Kinder und Jugendliche geben Feedback – manchmal sehr direkt, manchmal eher zwischen den Zeilen. Dieses Feedback ist kostbar, denn es zeigt dir, wie deine Angebote ankommen, was bewegt und was vielleicht nicht verstanden oder erreicht wurde.
Damit Rückmeldungen gut funktionieren, braucht es einen sicheren Rahmen. Schaffe eine Atmosphäre, in der Meinungen gehört werden dürfen – ohne Bewertung oder Druck.
Je nach Alter und Zusammensetzung der Gruppe kannst du unterschiedliche Methoden nutzen:
- Eine kurze Schlussrunde („Was hat dir heute besonders gefallen?“, „Was wünschst du dir für das nächste Mal?“)
- Rückmeldebögen oder einfache „Smiley“-Karten zur Bewertung von Stimmung, Tempo, Inhalt
- Abstimmungen per Handzeichen oder farbigen Kärtchen
- Kreative Formen wie Feedback in Bildern, Bewegung oder Symbolen
Wichtig ist, dass du die Rückmeldungen ernst nimmst – und, wenn möglich, sichtbar darauf reagierst. Wer merkt, dass seine Meinung etwas bewirkt, fühlt sich wertgeschätzt und wird sich weiterhin einbringen.
Lernen und verbessern: Aus Erfahrungen wachsen
Nicht jede Stunde wird ein voller Erfolg sein – und das ist auch gar nicht nötig. Auch aus herausfordernden Momenten lässt sich viel mitnehmen. Entscheidend ist, dass du Erfahrungen nicht nur „abspeicherst“, sondern reflektiert verarbeitest.
Überlege dir nach jeder Stunde: Was davon ist wertvoll für zukünftige Planungen? Welche Methoden haben funktioniert – und warum? Welche Themen kamen gut an? Welche Zeitaufteilung war stimmig? Auf diese Weise entsteht nach und nach ein persönlicher Erfahrungsschatz, auf den du immer wieder zurückgreifen kannst.
Ein besonders wirkungsvoller Weg zur Verbesserung ist der Austausch im Leitungsteam oder in der Jugendgruppe. Vielleicht kannst du nach der Stunde gemeinsam mit anderen Jugendleiter*innen ein kurzes Fazit ziehen oder regelmäßig Reflexionsrunden einplanen. Der Blick von außen hilft, eigene Muster zu erkennen – und neue Ideen zu entwickeln.
Dokumentation: Erkenntnisse weitergeben
Wer reflektiert, schafft wertvolles Wissen – für sich selbst und andere. Es lohnt sich, zentrale Erkenntnisse zu dokumentieren: Welche Methoden waren besonders wirksam? Welche Materialien haben sich bewährt? Wie verlief der Zeitplan in der Praxis?
Eine einfache Form der Dokumentation kann ein Reflexionsbogen oder eine kurze Nachbereitungsnotiz sein. Auch Fotos (z. B. von Plakaten, Ergebnissen oder Stimmungen) oder ein kurzes Protokoll helfen, Erfahrungen greifbar zu machen. So entsteht nach und nach ein Fundus, der nicht nur dir, sondern auch Kolleg*innen, Nachfolger*innen oder neuen Jugendleiter*innen zugutekommt.
Besonders in Gruppen mit wechselnden Teams oder ehrenamtlicher Fluktuation ist diese Weitergabe zentral: Sie sichert Qualität – und spart Zeit.
Das Wichtigste zusammengefasst
- Reflexion hilft dir, Gruppenstunden nicht nur durchzuführen, sondern daran zu wachsen – sowohl persönlich als auch methodisch.
- Feedback aus der Gruppe erweitert deine Perspektive und stärkt das Vertrauen – wenn es wertschätzend und ehrlich gestaltet wird.
- Durch Dokumentation werden Erfahrungen nutzbar – für dich selbst und für andere in der Jugendarbeit.