Gruppenstunden planen & durchführen

Kapitel 4: Durchführung der Gruppenstunde

Jetzt ist es so weit: Die Gruppenstunde findet statt. Nach sorgfältiger Vorbereitung kommt nun der Moment, in dem alles zusammenläuft – Kinder und Jugendliche kommen mit ihren Erwartungen, Stimmungen und Energien, und du bist mittendrin. Als Jugendleiter*in nimmst du dabei eine zentrale Rolle ein: Du gestaltest den Rahmen, gibst Orientierung, schaffst Sicherheit – und bleibst flexibel, wenn etwas anders läuft als geplant. Dieses Kapitel gibt dir konkrete Hilfen, wie du den Gruppentag erfolgreich umsetzt, auf die Gruppe eingehst und souverän leitest.

Checkliste: Am Tag der Gruppenstunde

Eine gute Vorbereitung zeigt sich darin, dass du am Tag selbst gelassen starten kannst. Diese kleine Checkliste hilft dir, an alles Wichtige zu denken:

  • Zeitpuffer einplanen: Sei früh genug vor Ort, um in Ruhe aufzubauen, Materialien bereitzulegen und dich einzustimmen.
  • Raum oder Gelände prüfen: Ist alles zugänglich? Gibt es Stolperfallen? Stühle, Tische oder Materialien am richtigen Ort?
  • Material durchgehen: Ist alles vorhanden, funktionsfähig und griffbereit?
  • Teilnehmerliste & Notfallkontakte: Wenn notwendig, aktualisieren oder bereitlegen.
  • Wettercheck: Bei Outdoor-Angeboten ggf. Alternativen vorbereiten.
  • Eigenes Wohlbefinden: Trinkwasser, Kleidung, ggf. Snacks – auch du solltest gut versorgt sein.
  • Team-Absprache (wenn mehrere Leitende): Wer übernimmt was? Gibt es einen „Plan B“?

So startest du organisiert in die Gruppenstunde und kannst dich auf die Teilnehmenden konzentrieren.

Motivation stärken und mit Gruppendynamik umgehen

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Kinder und Jugendliche bringen unterschiedliche Stimmungen, Tagesverfassungen und Erfahrungen mit in die Gruppenstunde. Mal sind sie voller Energie und Tatendrang, mal müde, unkonzentriert oder abgelenkt. Das ist völlig normal – und fordert deine Leitungskompetenz heraus. Eine zentrale Aufgabe in der Durchführung besteht deshalb darin, die Motivation in der Gruppe zu fördern und gleichzeitig sensibel auf Dynamiken zu reagieren, die sich im Verlauf der Stunde entwickeln.

Ein wirkungsvoller Start gelingt oft schon durch die eigene Haltung: Wenn du selbst mit Freude, Energie und einem offenen Auftreten in die Stunde gehst, wirkt das auf die Gruppe motivierend. Kinder und Jugendliche spüren schnell, ob jemand begeistert bei der Sache ist. Darüber hinaus hilft es, die Teilnehmenden aktiv einzubeziehen – etwa durch kleine Fragen, persönliche Ansprache oder die Einladung, Aufgaben selbst mitzugestalten. Wer mitreden und mitentscheiden darf, fühlt sich ernst genommen und bringt sich eher ein.

Lob und ehrliche Wertschätzung spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Ein kurzes „Gut gemacht!“ oder ein ermutigender Blick können kleine, aber wirkungsvolle Impulse sein, die das Miteinander stärken. Besonders gut wirken Aktivitäten, die möglichst viele Teilnehmende einbinden und Erfolgserlebnisse ermöglichen – etwa durch Gruppenaufgaben oder Spiele, bei denen alle etwas beitragen können.

Trotz aller Bemühungen wird es Situationen geben, in denen Unruhe entsteht, die Aufmerksamkeit nachlässt oder Konflikte aufkommen. Hier hilft es, mit wachem Blick die Stimmung in der Gruppe wahrzunehmen und frühzeitig zu reagieren. Wenn sich etwa eine allgemeine Unruhe breitmacht, kann ein kurzes Bewegungsspiel oder ein gemeinsamer Energizer helfen, die Konzentration wieder zu bündeln. Bei Anzeichen von Langeweile oder Überforderung ist es sinnvoll, das Tempo zu variieren oder die Methode etwas anzupassen. Auch bei Meinungsverschiedenheiten oder Dominanz einzelner Teilnehmender braucht es eine klare, aber ruhige Ansprache – und das Vertrauen, dass Konflikte zur Gruppenentwicklung dazugehören.

Gruppendynamik ist kein Störfaktor, sondern ein lebendiger Teil jeder Gruppenarbeit. Sie aufmerksam zu begleiten, ist eine der wichtigsten Aufgaben während der Durchführung.

Flexibel reagieren: Drinnen, draußen und dazwischen

Besonders in Jugendverbänden, Pfarrgemeinden oder ähnlichen Kontexten spielt der Ort der Gruppenstunde eine große Rolle. Vielleicht war ein Geländespiel im Park geplant – und nun regnet es in Strömen. Oder die Bastelmaterialien sind nicht vollständig, der Raum steht doch nicht zur Verfügung, oder plötzlich steht ein völlig anderes Energielevel im Raum als erwartet. Dann braucht es vor allem eines: Flexibilität.

Eine gute Gruppenleitung rechnet nicht nur mit Veränderungen, sie baut sie mit ein. So ist es hilfreich, im Vorfeld immer einen alternativen Ablauf parat zu haben – einen „Plan B“, der im Ernstfall schnell aktiviert werden kann. Ein Spiel, das ursprünglich für draußen geplant war, lässt sich vielleicht in kleiner Form drinnen durchführen. Oder es gibt eine ruhige Indoor-Aktivität als Ausweichmöglichkeit, falls der Bewegungsdrang der Gruppe doch nicht so groß ist wie angenommen.

Auch das Material lässt sich oft doppelt nutzen, wenn man es kreativ denkt: Aus Seilen für ein Teamspiel kann spontan ein kleiner Bauauftrag entstehen, aus einer Diskussionsrunde eine stille Schreib- oder Zeicheneinheit. Besonders wertvoll ist es, die Teilnehmenden selbst einzubinden. Wer fragt: „Was würdet ihr jetzt gerne machen – draußen oder lieber im Gruppenraum?“ zeigt nicht nur Flexibilität, sondern fördert Mitverantwortung und Teilhabe.

Und schließlich lohnt es sich, das „Stimmungsbarometer“ immer wieder im Blick zu behalten. Vielleicht hat die Gruppe heute gar keine Lust auf Wettbewerb – sondern braucht eher Zeit zum Austausch. Oder vielleicht sind alle voller Energie und wollen sich bewegen, statt lange zu basteln. Wer hier feinfühlig reagiert, stärkt die Bindung zur Gruppe und sorgt dafür, dass die Stunde als stimmig erlebt wird – auch wenn sie anders verläuft als geplant.

Moderation und Leitungskompetenz: Klar, authentisch, zugewandt

Die Art und Weise, wie du die Gruppenstunde leitest, prägt das gesamte Erlebnis. Als Jugendleiter*in bist du nicht nur Organisator*in, sondern vor allem Moderator*in, Vorbild und Beziehungsperson. Deine Sprache, deine Haltung und dein Auftreten haben großen Einfluss auf die Atmosphäre und den Erfolg der Stunde.

Eine gute Leitung beginnt bei der Klarheit. Klare Ansagen, strukturierte Erklärungen und nachvollziehbare Übergänge zwischen den Phasen geben der Gruppe Sicherheit. Wer weiß, was als Nächstes passiert, kann sich besser einlassen. Gleichzeitig braucht es Zuwendung – das ehrliche Interesse an dem, was die Teilnehmenden sagen, erleben und fühlen. Zuhören, Rückmeldungen ernst nehmen, Blicke wahrnehmen: All das zeigt, dass du präsent bist und Beziehung anbietest.

Auch in schwierigen Situationen bewährt sich eine ruhige und souveräne Haltung. Konflikte oder Störungen gehören zum Gruppenalltag – entscheidend ist, wie du damit umgehst. Wer sachlich bleibt, dabei klar und fair entscheidet, gibt Orientierung. Gleichzeitig ist es wichtig, authentisch zu sein. Du musst keine perfekte Leitungsperson sein – aber du solltest du selbst bleiben. Echtheit schafft Vertrauen.

Nicht zuletzt gilt: Auch Leitung darf lernen. Jede Gruppenstunde bietet neue Erfahrungen, manchmal auch Herausforderungen. Nimm sie an, reflektiere sie – und wachse daran.


Das Wichtigste zusammengefasst

  • Die Motivation der Gruppe wird durch deine Begeisterung, klare Ansprache und echte Teilhabe gestärkt – auch schwierige Dynamiken lassen sich positiv gestalten, wenn du frühzeitig reagierst.
  • Flexibles Handeln bei Orts- und Wetterwechseln zeigt deine Stärke als Leitung – mit kreativen Alternativen und offener Kommunikation gelingt die Anpassung.
  • Eine gute Leitung vereint Klarheit, Beziehungskompetenz und Authentizität – sie schafft den Rahmen, in dem sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen und entfalten können.

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.