Gruselgeschichte: Die menschenfressende Fledermaus

Es war Nacht im Zeltlager. Paul und seine Freunde wollten an diesem Tag besonders lange wach bleiben und sich schaurige Gruselgeschichten erzählen. Jeder aus der Runde hatte eine Geschichte vorbereitet.
Niko erzählte eine Geschichte über eine Falltür im Wald, Jonas beschrieb einen Zombie-Pfadfinder und Maxi versuchte seine Freunde mit einer schaurig lebhaften Darstellung eines Friedhofs zu erschrecken.
Als Nächstes war Paul an der Reihe. Er hatte sich vorgenommen, eine menschenfressende Fledermaus zu erschaffen. 
Er richtete sich auf, hielt seine Taschenlampe vor sein Gesicht und begann:
“Es war einmal ein Pfadfinder-Zeltlager. Eine Gruppe von zehnjährigen Jungs verabredete sich zu einem Gruselabend im Zelt. Plötzlich hörten sie ein Rascheln, gefolgt von einem lauten Schrei. Die Jungs hielten inne. Sie fragten sich, wer oder was dort geschrien hat, und natürlich was passiert war. Kurze Zeit später hörten Sie erneut einen Schrei. Schnell kletterten sie aus ihren Schlafsäcken und verließen das Zelt. Draußen war es sehr ruhig. Doch dann fing das Zelt gegenüber bedrohlich an zu wackeln und wieder hörten sie einen gequälten Schrei. Langsam näherten sie sich dem Tatort, als plötzlich eine große Fledermaus mit riesigen Zähnen aus dem Zelt direkt auf sie zu geflogen kam.
Die Jungs rannten um ihr Leben, als plötzlich…” 
“Aaaaaah!!!!” 
Paul hörte auf zu erzählen. Seine Freunde schauten ihn mit weit aufgerissenen Augen an. “Wow, Paul, der letzte Schrei klang total echt!”, sagte Niko anerkennend.
“Das war ich nicht.”, sagte Paul ängstlich. “Das war echt!”
Die Jungs glaubten ihm nicht. “Ja klar, du willst uns nur Angst einjagen.”
“Nein, wirklich, das war ich nicht. Das kam von draußen.”
Seine Freunde beschlich ein ungutes Gefühl. Schließlich war es Jonas, der das Schweigen brach. “OK, lasst uns nachsehen.”
Außerhalb des Zeltes war es gespenstisch ruhig. Langsam stiefelten die Jungs über den Zeltplatz. 
Gerade als sie zurückgehen wollten, fing plötzlich das Zelt der ältesten Pfadfinder an zu wackeln und gleich mehrere Schreie ertönten. “Aaaah nein, lass uns in Ruhe. Wir wollen nicht sterben.”
Paul und seine Freunde zuckten zusammen. 
“Diese Fledermaus gibt es nicht wirklich, oder Paul?” 
“Ich, ich, ich weiß es nicht.”, stotterte Paul unsicher. 
Langsam und auf Zehenspitzen näherten sie sich dem Zelt, aus dem die Schreie kamen. Dort angekommen, hauchten sie ein vorsichtiges “Hallo”. Keine Antwort.
Paul fasste daraufhin all seinen Mut zusammen und öffnete den Zelteingang.
Sekundenbruchteile sprangen ihm die Lagerältesten mit fiesen Grimassen entgegen. “Buuuh!”, brüllten sie und kugelten sich vor Lachen. “Wir haben euch reingelegt. Als wir eure Geschichte gehört haben, konnten wir einfach nicht anders. Bitte verzeiht uns.”
Zähneknirschend trat Paul mit seinen Freunden im Schlepptau den Rückweg an. Ihm war sehr unangenehm, dass seine eigene Geschichte gegen ihn verwendet wurde.
Im Zelt angekommen, beendeten die Jungs ihren Gruselabend und versprachen sich, nie wieder ein Wort darüber zu verlieren.