Mentale Gesundheit & Jugendarbeit

Was ist mentale Gesundheit?

Das Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin versteht unter mentaler Gesundheit die Abwesenheit von psychischen Beeinträchtigungen mit einem gleichzeitigen Zustand seelischen Wohlbefindens. Mitgedacht in diesen Konzepten mentaler Gesundheit müssen neben sozialen Verhältnissen und Umständen im Leben eines Individuums auch emotionale Phasen, die ein Mensch erlebt. Auch der Aspekt von Zufriedenheit mit den Umständen der individuellen Lebenssituation spielt eine gewichtige Rolle. In der Wirtschaftswelt wird der Begriff der mentalen Gesundheit oft als sehr mechanisch verstanden, da er hier nur die allgemeine Funktions- und Arbeitsfähigkeit eines Individuums meint. Aber natürlich ist die mentale Gesundheit so viel mehr – sie ist auch Grundlage von Glück und Zufriedenheit, kann aber durch einschneidende Erlebnisse aus dem Gleichgewicht fallen. Dazu zählen insbesondere negative Lebensumstände oder auch Traumata. Auch Krisen können entweder einzelne Gesellschaftsgruppen in ihrer mentalen Gesundheit immens belasten oder wie im Fall der Coronapandemie gesamtgesellschaftlich eine enorme Belastung der mentalen Gesundheit sein.

Wichtig sind daher auch protektive Maßnahmen, die jedoch noch immer in zu geringer Dimension ausgebaut worden sind. Damit gemeint sind daher Schulpsycholog*innen, psychologische Beratungsangebote an Universitäten oder auch eine bessere Zugänglichkeit und kürzere Wartezeiten für Therapieplätze. Insbesondere Letztere waren im Zuge der Coronapandemie mehr als rar, Wartezeiten von fast einen Jahr für einen dringend benötigten Therapieplatz nicht mehr die Auswahl. Dass die mentale Gesundheit untrennbar mit einem glücklichen Leben verwoben ist, ist für Forschende bereits seit vielen Jahrzehnten eine klare Angelegenheit. Dennoch wird das Thema mentaler Erkrankungen gesamtgesellschaftlich bisweilen noch immer stigmatisiert, obgleich in Deutschland 27,8 % aller Menschen laut einer Erhebung aus dem Jahr 2014 von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. Oftmals erfährt die Thematik gerade im familiären Kontext leider noch immer wenig bis keine Thematisierung, sodass auch besonders vulnerable Gruppen wie Kinder und Jugendliche wenig Zugang zu Hilfsangeboten und allgemeiner Aufklärung zu mentaler Gesundheit erhalten.

Nachdem die mentale Gesundheit viele Jahrzehnte öffentlich als Tabuthema galt, helfen großangelegte Unterstützungskampagnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Geständnisse von berühmten Sportler*innen oder Musikstars dabei, die Thematik immer weiter in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, sichtbar zu machen und den Austausch darüber zu normalisieren.

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Dass dies auch bitter nötig ist, zeigen immer wieder Studien, die sich mit den Folgen des Lockdowns, der aufgrund frappierend hoher Covid-19-Fallzahlen anberaumt wurde, auseinandersetzen. Wissenschaftler*innen des Universitätsklinikums in Essen fanden beispielsweise heraus, dass im Zuge des Coronalockdowns im die Anzahl der Suizidversuche von Jugendlichen im Alter von 12 und 17 Jahren um den Faktor 3 im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2019 zunahm. Mehr denn je ist also von Nöten. die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nicht nur mitzudenken, sondern auch individuell abgestimmte Beratungs- und Hilfsangebote zu etablieren.

Doch das Anerkennen der Wichtigkeit und die Entstigmatisierung von der Thematik der mentalen Gesundheit ist eine Aufgabe für die Politik und die breite Gesellschaft als Ganzes. Eine mentale Erkrankung zu haben, ist kein Grund für Scham, kein Grund für Ausgrenzung. Geht es einem Menschen schlecht und benötigt dieser Mensch unterstützt, so muss diese einschränkungslos geleistet werden. Auch in die Jugendarbeit muss das Thema der mentalen Gesundheit weiter etabliert werden, sie muss ein sicherer Hafen für Kinder und Jugendliche sein, deren Anliegen und Fragen ernst nehmen.

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.