Städtereisen mit Jugendlichen: 7 Tipps für eine stress- und sorgenfreie Gestaltung und Durchführung

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Das klassische Ferienlager als hauptsächliche Natur- und Outdoor-Veranstaltung mag nach wie vor ein Dauerbrenner sein – auch bei älteren Jugendlichen. Aber machen wir uns nichts vor, eine Menge heutiger Teenager bleiben diesbezüglich nicht vom Zeitgeist unbeeinflusst. Und der sagt schon seit einigen Jahren, dass die einstmals in dieser Altersgruppe als eher langweilig verschrienen Städtetrips einen ziemlichen Bedeutungswandel erfahren haben. Weg von Museen und ähnlichen, wenig jugendtauglichen Sightseeings, hin zu einer der begehrtesten Urlaubsformen der Generation Z. 

Zwar untersuchte beispielsweise die diesbezügliche YouGov-Studie nur die Gruppe junger Erwachsener ab 18. Allerdings lassen sich Zustimmungsraten von 43 Prozent für Städtetrips ohne große Unsicherheiten auch auf die etwas jüngeren Teens umlegen.

Bloß: Die Kombination Stadt und abenteuerlustige Jugendgruppe klingt in den Ohren erfahrener Jugendleiter sicherlich nicht ganz umsonst nach der Notwendigkeit, einen Sack Flöhe hüten zu müssen. Das muss aber nicht so kommen. Wir zeigen euch, worauf ihr bei Planung und Durchführung einer für beide Seiten angenehmen Städtereise achten solltet. 

1. die wirklich angesagten Party-Hotspots

Natürlich, wirklich jede Form von Ferienlager lebt davon, allen Teilnehmer ein gewisses Mitspracherecht zu verleihen. Städtetrips sind davon generell nicht ausgenommen. Hier allerdings kommt das große Aber: Wenn ihr einen Kreis von Teenagern fragt, in welche Stadt es gehen soll, könnt ihr davon ausgehen, dass die meisten Antworten in Richtung Berlin, Amsterdam, Prag oder London gehen – bekanntermaßen deshalb, weil dort das Nachtleben richtig hoch hergeht.

Selbst, wenn diese Städte in mancherlei anderer Hinsicht absolut jugendtaugliche Reiseziele sein mögen, solltet ihr versuchen, die größten Hotspots des Kontinents zu meiden. Einfach, weil dann schon von vornherein die typischen damit einhergehenden Risiken unterbunden werden. Klar, jede Stadt hat ein Nachtleben, aber der Trip sollte zum einen nicht nur ums Feiern gehen und zum anderen euch als Jugendleiter nicht mit der fast unlösbaren Aufgabe betrauen, eure Jugendlichen beispielsweise in einem riesigen Club allesamt gleichzeitig hüten zu müssen.

2. in Europa und auf dem Landweg

Wenn ihr Jugendliche fragt, wohin es bei einer Städtereise gehen soll, wird unter Garantie mindestens einer sofort eine Stadt nennen, die sich nur per Flieger erreichen lässt. Schon aufgrund der Kosten solltet ihr das kritisch betrachten, allerdings ebenso der Organisation wegen. Eine Jugendgruppe mit Bus und Bahn zu einem solchen Reiseziel zu bringen ist natürlich mit Stress verbunden. Sie jedoch noch durch Sicherheitskontrollen und alle anderen „Annehmlichkeiten“ von Flughäfen zu schleusen, sollte einem erspart bleiben. 

Tipp: Die meisten Jugendlichen sind schon zu begeistern, wenn sie einen bekannten Städtenamen hören. Also vielleicht lieber „Bremen“ statt „Emden“, „Nürnberg“ statt „Freising“ – ohne den Bewohnern dieser Städte zu nahe treten zu wollen.

3. bei Wahl der Unterkunft 

Zelte aufbauen, Küchenpavillon errichten, Grill zusammenbauen. Diese Ferienlager-Klassiker wird es in Städten meist nicht geben. Es läuft also auf eine „fest überdachte Unterbringung“ hinaus. Die solltet ihr jedoch – nicht nur mit den Kosten im Hinterkopf – sehr sorgsam auswählen, denn:

  • Jugendherbergen liegen häufig am Stadtrand oder anderweitig von den interessanten Orten entfernt. Heißt, ihr seid dann andauernd am Pendeln. 
  • Hotels in der City sind hingegen meist weder hinsichtlich der Preise noch der allgemeinen Unterbringung (etwa Mangel an Aufenthaltsräumen) wirklich für Jugendgruppen geeignet.

Eine taugliche Alternative können dedizierte Jugendhostels sein. Davon gibt es speziell in den größeren Städten einige – und sie kombinieren eine zentrale Unterbringung mit günstigen Kosten. Das ist nicht zuletzt deshalb interessant, weil hier meistens andere Jugendgruppen zeitgleich unterkommen – genug Gelegenheiten also, um andere Gleichaltrige kennenzulernen, womöglich gar aus dem Ausland. 

4. junge Betreuer mit Großstadterfahrung

Städte bieten für sämtliche Geschmäcker und Altersgruppen etwas. Doch insbesondere, wenn eure Schützlinge nicht selbst Großstadtbewohner sind, solltet ihr unbedingt wenigstens einen Jugendleiter dabeihaben, der sich in einem solchen „Dschungel“ bewegen kann. Ideal wäre es natürlich, wenn er euer Reiseziel bereits schon aus eigener Erfahrung kennt. 

Ferner sollte diese Person – ebenfalls idealerweise – altersmäßig nicht zu weit von der Jugendgruppe entfernt sein. Es ist dann deutlich einfacher und besser abschätzen, was die Gruppe wirklich sehen und erleben möchte.

5. Ecken, die es zu meiden gilt

Praktisch jeder Großstadt hat zwei Seiten. Die eine ist die, die Touristen anlockt. Die andere ist die, die vielleicht sogar von den meisten Einheimischen eher gemieden wird. Das müssen nicht einmal nur soziale Brennpunkte sein. Ebenso können es Rotlichtbezirke oder beispielsweise Partymeilen sein. Würdet ihr beispielsweise mit einer Jugendgruppe samstagsabends über die Reeperbahn schlendern? Wahrscheinlich nicht. 

Die Schwierigkeit: Wenn ihr im Netz Städte recherchiert, werdet ihr häufig nur Urlaubs- und Reiseratgeber finden. Oftmals müsst ihr etwas tiefer suchen, um die wirklich wichtigen Informationen zu finden. 

6. feste Optionen, um im Zimmer bleiben zu können

Ihr wisst es vielleicht aus eigener Erfahrung: Kein Ausflug, keine Aktivität kann so spannend und durchgeplant sein, dass es nicht dennoch den einen oder anderen Jugendlichen gäbe, der lieber auf dem Zeltplatz bleiben möchte. Bei Städtetrips solltet ihr das ebenfalls erwarten. Obwohl ihr ein abwechslungsreiches Sightseeing-Programm aufgestellt habt.

Unser Rat: Plant sowohl von der Anzahl der mitreisenden Betreuer als auch der generellen Natur solche Fälle ein. Wenn jemand an einem Tag partout nicht die Stadt besichtigen möchte, sollte er problemlos in der Unterkunft bleiben können. 

7. abendliches Ausgehen zu euren Bedingungen

Verbote mögen nur der Sicherheit dienen, sie üben dennoch auf viele Menschen einen starken psychologischen Reiz aus – und gerade auf Jugendliche. Zwar könnt ihr durch die Wahl einer Stadt, die nicht gerade als Partyzone bekannt ist, bereits im Vorfeld viel Druck aus diesem Kessel herausnehmen. Da aber jede Großstadt ein irgendwie geartetes Nachtleben aufzuweisen hat, werdet ihr es praktisch nicht unterbinden können, dass einige eurer Schützlinge es erkunden wollen. Dann habt ihr zwei Optionen:

  1. Ihr geht das ganze Thema drakonisch an. Also mit Verboten und Strafen – und dürft euch dann mit etwas Pech abends auf der Suche nach einem jungen Menschen unter vielleicht Tausenden durch ein Szeneviertel kämpfen.
  2. Ihr geht den salomonischen Weg und akzeptiert schlicht den Wunsch eurer Jugendlichen, bei diesem Trip ebenso die Stadt bei Nacht kennenzulernen.

Das soll nicht heißen, ihr müsst mit der Truppe in irgendwelche Bars gehen. Vielmehr solltet ihr den Jugendlichen die Möglichkeit geben, dieses Nachtleben mit eigenen Augen zu erleben, dabei aber unter eurer Kontrolle zu sein. 

Vielleicht gibt es diesbezüglich vor Ort Führungen. Mitunter reist ihr vielleicht zu einer Zeit an, in der es irgendwelche jugendtauglichen Märkte, Festivals etc. gibt. Vielleicht ist es möglich, in der Unterkunft etwas Nachtleben zusammen zu gestalten, zum Beispiel eine Motto-Party zu machen.

Das mag sich nicht ganz mit euren Wünschen decken. Aber erfahrungsgemäß ist ein Kompromiss viel besser, um derart kontrollierte Bedingungen zu schaffen. 

7. „Instagramability“

Städte sind aufregend. Städte sind im Jugendtrend und Städte sind für viele Jugendlichen ein echter Sehnsuchtsort – nicht nur für diejenigen, die wirklich auf dem flachen Land leben. Und da eure Schützlinge ausnahmslos digital Natives sind, wird es darunter viele geben, die einen Großteil des Ausflugs durchs Handydisplay schauend erleben werden.

Das mag zwar ebenfalls für viele Jugendleiter nicht erstrebenswert oder verständlich sein. Dennoch solltet ihr ein Herz für eure pubertierenden „Social Media Natives“ haben:

  1. Nutzt schon bei der Reiseplanung die sozialen Netze. Sucht auf Foto- und Videoplattformen nach Spots der Stadt mit maximalem „Insta-Faktor“ und integriert sie in die generelle Tagesplanung.
  2. Versucht, idealerweise an jedem Tag den Besuch eines solchen Ortes in den Ablauf einzubauen. Ihr selbst könnt vielleicht einen Kaffee genießen, während eure Schützlinge den internen Handyspeicher vollmachen.

Bedenkt immer: Die Likes, die eure Teens für solche Fotos bekommen, gehören oftmals zu den schönsten Urlaubserinnerungen, weil sie noch lange nach dem Ende im Feed zu sehen sind. 

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Daniel
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Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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