Ich habe diese Geschichte gerade in unserem Sommerlager vorgelesen. Tag für Tag eine kleine Episode. Dazu gab es eine kleine Überraschung als Geschenk. Z.B ein selbst gemachter lederbeutel, ein zugeschmolzener Strohhalm mit Salz… Wir waren diesmal in Isselburg an der Issel. Darum hat die Geschichte diesen Bezug zu der Umgebung. Vielleicht kann man das umschreiben.
Tag 1
Es war einmal in einem kleinen bescheidenen Dorf der junge Bäckersohn Bruno, der zuhause in der Bäckerei arbeitete. Tag für Tag. Er hatte noch nie das Dorf verlassen. Aber damit war jetzt Schluss. Allen Überredungsversuchen seines Vater zu bleiben zum Trotz, zog er hinaus, um die Welt zu erforschen, neue interessante Dinge zu entdecken und die ein oder anderen Abenteuer zu erleben.
„Hier, nimm dies.“sagte seine Mutter, die ihm einen Lederbeutel mit zwei Talern an den Gürtel knotete. Der Vater drückte seinen Jungen fest an seine Brust. „Sei vorsichtig auf deiner Reise und komm mit vielen neuen Erfahrungen zurück zu uns.
Nun denn. Er schwang sein Hab und Gut in einem Tuch eingewickelt über die Schulter und machte sich auf eine spannende Reise über Grenze hinweg, vorbei an Seegras bewachsenen Ufern eines Sees, über Heide und durch Moore.
>>Lederbeutel<<
Tag 2
An einem heißen Tag durchwanderte er einen großen dunklen Wald, als er plötzlich etwas knurren hörte. Das schreckte sogar die Vögel in den Baumwipfeln auf. Es war sein Magen, der dringend gefüllt werden müsste. Da trat ein krummbeiniger alter Mann hinter den Büschen hervor. „Na, da ist ja wohl einer sehr hungrig.“ sagte er zu Bruno. „Nur gut, dass ich mir gerade an einem gemütlichen Lagerfeuer eine Suppe kochte. Nur zu. Setze dich und leiste mir Gesellschaft. Es ist genug für zwei.“ Er nahm ein Löffel voll aus dem eisernen Topf über der Feuerstelle, pustete und probierte einen Schluck. „Na, da fehlt noch ein bisschen Würze. Denn, darauf kommt es im Leben an. Was nützt es dir, wenn dein Pfad ständig geradeaus verläuft, ohne Hindernisse und Umwege? Ohne Pfiff und der richtigen Würze, wäre es doch langweilig oder?“ Der alte Mann zwinkerte Bruno zu und füllte zwei Teller mit einer wunderbar, schmackhaften Suppe. Bruno blieb noch die ganze Nacht über und sie erzählten sich Geschichten, wobei die meisten und tollsten Geschichten der alte Mann zu erzählen wusste, denn er hat ja schon viel erlebt in seinem Leben im Wald. Am nächste Tag kribbelten Brunos Füße, die für eine neue Etappe und neuen Abenteuern bereit waren. Also zog er wieder weiter in die Welt.
>Würze<<
Tag 3
Es ist schon spät geworden, als Bruno an einem düsteren Ort kam. Alte knorrige Kiefern ragten aus dem moosbewachsenen Boden. Der Mond schien durch den Nebel auf eine weite Landschaft. Die Luft war stickig. Als er weiterging, stampfte er mitten hinein in eine tiefe moorige Pfütze. Mit nassen Füßen ging er weiter. Balancierend auf schmalen Grasbüscheln und matschigen Pfaden, tiefer hinein in das Moor. Überall um ihn herum fackerten kleine Lichter auf. Von den Irrlichtern im Moor hatte Bruno schon vom alten Mann gehört. Er folgte den Lichtern, bis er nicht mehr wusste, wo er war. Er hatte sich komplett verlaufen. Und das in einem Moor, was der denkbar schlechteste Ort war, an dem man die Orientierung verlieren könnte. Bruno saß ganz verzweifelt an einem alten abgestorbenen Baum. Selbst der Mond verschwand hinter dunklen Wolken. Da sah er plötzlich ein kleines grünes Licht, wie es aufgeregt vor seinem Gesicht hin und her flog. Er vernahm eine kleine piepsige Stimme. „Hey, Knabe!“ piepste es.“ Hast’ dich wohl verlaufen. Komm, folge mir. Ich bring dich wieder auf sichere Pfade.“ Bruno lächelte und folgte dem kleinen Glühwürmchen bis er wieder festen sicheren Boden unter den Füßen hatte. „Danke liebes Glühwürmchen.“ „Bitte schön. Und wenn du wieder einmal nicht weißt, welchen Weg du einschlagen sollst, dann nimm hier diese Licht. Es übergab Bruno eine kleine Viole Gühwürmchenlicht und verschwand ehe Bruno sich verabschieden konnte.
<<Knicklicht<<
Tag 4
Endlich war er aus dem stickigen Moor heraus und die Sonne lugte am Horizont hervor. Es wurde ein herrlicher Tag und alle Angst, die er im Moor noch hatte, war verflogen. Nach ein paar Stunden Fußmarsch, kam er an einen Bach wo er seinen Durst stillen wollte. Das Wasser schmeckte merkwürdig. Da hörte er in der Nähe eine Melodie. „Da sang doch jemand!?“ Er lief ein paar Meter um die nächste Biegung des Baches und da hockte eine Maid am Ufer und wusch weiße Leinentücher. „Hallo, junge Maid“ rief er zu ihr herüber. Aber, oh weh. Sie fiel sie vor lauter Schreck vorn über in den Bach und schlug sich dabei das Knie auf. Bruno sprang gleich ins Wasser, um ihr zu helfen.Völlig durchnässt saßen sie am Ufer und er verband ihr gleich das Verletzte Knie mit seinem Halstuch. „Alles wieder gut?“ fragte Bruno. „Nein!“keifte das Mädchen, das übrigens Isabell hieß. „Was erschreckst du mich so? Ich bin durch und durch nass und das Bettlaken meiner Großmutter ist jetzt auch weggeschwommen. So was dummes!“ „Entschuldige bitte. Ich hab nur freundlich Hallo sagen wollen.“ „Naja, schon gut. Wer bist du eigentlich? Und wo kommst du her? Ich hab dich hier noch nie gesehen.“
>Pflaster<<
Tag 5
Auf dem Weg in das Dorf gingen sie immer am Bach entlang, um das verschwundene Laken noch wiederzufinden. Er erzählte ihr, dass er schon lange unterwegs sei um Abenteuer zu erleben und welche Erfahrungen er auf dem Weg schon alles gemacht hatte. Sie war so begeistert von seinen Erzählungen. Da fiel ihr eine Geschichte ein, die sie immer von der Großmutter hörte. Und da es noch ein langer Weg bis ins Dorf war, sie das Laken wiederfanden und ihre Kleider wieder trocken waren erzählte sie ihm die Geschichte von einem unheimlichen Wesen in dem Fluss Issel, das einen Schatz bewacht. Sie wusste sogar, wie man dort hinkommt. Aber niemand traute sich dort hin. Sie holte Stift und Papier aus ihrer Schürze und zeichnete ihm den Weg dorthin auf. Wenig später, waren sie am Haus ihrer Eltern und er wurde herzlich aufgenommen. Spät am Abend am Kamin sangen sie Lieder, erzählten sich Geschichten und lachten zusammen. Da sagte Bruno plötzlich, nachdem er Gedankenverloren in die knisternden Flammen starrte: „Morgen geh zu diesem unheimlichen Wesen in der Issel um Abenteuer zu erleben.
>Stift und Papier<<
Tag 6
Am nächste Morgen packte er seine Siebensachen und machte sich auf den Weg, mit dem Versprechen, dass er wiederkommen würde. Am Tor des Dorfes fragte er den Torwächter welche Richtung er einschlagen müsse, um zum Ungeheuer zu gelangen. Der Wächter starrte ihn verwirrt an, wies ihm aber dann die Richtung. Der genaue Weg stand dann auf dem Zettel von Isabell. Immer der Issel stromaufwärts entlang, bis man zu einem fast undurchdringlichen Wald mit Brombeerbüschen kam. Er schlug sich stundenlang durch die dornigen Ranken bis seine Arme und Beine völlig zerkratzt waren. Aber er war durch. Das war die Hauptsache. Vor ihm lag im Schatten uralter Bäume die Issel, die sich plätschernd ihren Weg durch dieses unwirkliche Land bahnte.
>>Kompass<<
Tag 7
Dicke knorrige Eichen wuchsen in den Himmel und ihre Kronen ließen nur wenig Licht auf den Waldboden. Nebelschwaden hingen am Flussufer. Es war merkwürdig frostig als Bruno am Flussufer entlang ging. Er lauschte auf jedes ungewöhnliche Geräusch im Gurgeln des Flusses aber nichts wies auf einen Schatz oder gar einem unheimlichen Wesen hin. Es wurde schon Abend. Fast war Bruno enttäuscht, dass ihm hier keine Abenteuer begegneten, als er ein lautes QUAAAAAK vernahm. Dort, im Schatten dicker Wurzeln am gegenüber seitigen Flussufer saß eine Kröte. Aber nicht irgendeine Kröte. Diese war so groß und dick wie der Dackel von Bauer Heinz von Zuhause. Behäbig kroch sie aus ihrem Versteck und nahm Platz auf einem moosbewachsenen Stein in der Mitte der Issel. „Hallo, ich bin Bruno, seid gegrüßt hochwohlgeborene Kröte.“ „Ich quaaak weiß wer ihr seid. Und ich weiß was ihr wooooooollt.“ „Ach ja? Was denn?“ Mittlerweile hatte Bruno das bunte Schimmern am Grunde des Flusses entdeckt. Das müsste der Schatz sein. „Joooaaaaa.“ Quakte die nasse glitschige Kröte. „Ihr wollt mich freiküssen.“ Ups. Hatte Bruno sich da verhört? Davon hatte Isabell und ihre Eltern nichts erzählt. Die fette Kröte spitzte ihre grünschleimigen Lippen. Einen Moment überlegte Bruno. Aber das musste eine Falle sein. Er sprang über ein paar Steine und versteckte sich am anderen Ufer und wartete, was passierte. Die Kröte war jetzt so sauer, dass sie einen Schluckauf hatte. Hiksend strampelte sie durchs seichte Wasser. Und bei jedem Hick spuckte sie einen kleinen bunten Stein aus der auf den Grund der Issel sank. Die ganze Nacht über stolperte diese unheimliche Kröte durch die Issel stromaufwärts, stromabwärts aber Bruno konnte sie nicht entdecken, denn er saß auf einem Baum und schmiss immer wieder Eicheln ins Wasser. Das verwirrte die Kröte sehr und sie war so sauer, dass bald der ganze Grund der Issel voller herrlich buntglänzender Hikssteine war. Als die Morgensonne durch das dichte Geäst schien, verkroch sich die dicke Kröte erschöpft in ihre Höhle. Da sprang Bruno vom Baum, sammelte so viel Hikssteine auf bis sein Lederbeutel randvoll war und rannte zurück durch die Brombeerbüsche, über Wiesen, am Torwächter vorbei bis er am Haus von Isabell und ihren Eltern ankam und er sie völlig außer puste fragte: ….? Es war eine furchbar tolle Hochzeit. Und so lebten Isabell und Bruno vergnügt zusammen, gingen gemeinsam auf Wanderung um Abenteuer zu erleben und erzählten sich am Lagerfeuer ihre fantastischen Geschichten.
>>Edelsteine<<