Mentale Gesundheit im Blick: Checkliste für Jugendleiter*innen

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Freizeiten, Gruppenstunden und Lageraktionen bieten jungen Menschen Räume voller Abenteuer, Gemeinschaft und persönlicher Entwicklung. Doch mit der Verantwortung für die Teilnehmenden wächst auch die Bedeutung, ihre mentale Gesundheit im Blick zu behalten – ebenso wie die des Leitungsteams. Denn wer für andere da ist, muss auch auf sich selbst achten.

Warum mentale Gesundheit in der Jugendarbeit wichtig ist

In der intensiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen begegnen Jugendleiter*innen nicht selten Themen wie EinsamkeitÜberforderungKonflikte oder sogar psychischen Belastungen. Gleichzeitig erleben auch Leitende selbst stressige Situationen – sei es durch Zeitdruck, Verantwortung, emotionale Überlastung oder schwierige Gruppendynamiken.

Eine gute Begleitung braucht einen klaren Blick und eine gute Portion Selbstfürsorge. Deshalb ist es hilfreich, nicht erst im Krisenfall zu reagieren, sondern präventiv und reflektiert zu handeln. Genau hier setzt eine einfache, aber wirkungsvolle Checkliste zur mentalen Gesundheit an.

Die Checkliste – ein Werkzeug für Achtsamkeit und Reflexion

Die folgende Checkliste ist kein Diagnosetool, sondern ein praxisnahes Reflexionsinstrument, das Jugendleiter*innen unterstützt, regelmäßig innezuhalten, Beobachtungen festzuhalten und aktiv für Wohlbefinden zu sorgen – bei den Kindern und Jugendlichen genauso wie im Team.

🧒 Für Teilnehmende

1. Beobachtung des Wohlbefindens

  • Wirken die Teilnehmenden überwiegend ausgeglichen und fröhlich?
  • Zeigen sich Rückzug, Traurigkeit, Gereiztheit oder ungewöhnliche Stimmungsschwankungen?
  • Gibt es körperliche Hinweise (Appetitlosigkeit, Schlafprobleme, häufige Beschwerden wie Bauchweh)?

2. Soziale Integration

  • Gibt es Kinder oder Jugendliche, die regelmäßig ausgegrenzt oder übersehen werden?
  • Werden Konflikte untereinander offen und fair gelöst?
  • Gibt es vertrauensvolle Bezugspersonen im Team für jeden Teilnehmenden?

3. Kommunikation & Ansprechbarkeit

  • Wissen die Teilnehmenden, an wen sie sich bei Sorgen wenden können?
  • Werden regelmäßige Gesprächsangebote oder Reflexionsrunden gemacht (z. B. Stimmungsbarometer, Blitzlichter)?
  • Wird aktives Zuhören ohne Bewertung gelebt?

4. Belastungen erkennen

  • Gibt es erkennbaren Leistungsdruck oder Überforderung (z. B. durch Programmfülle)?
  • Haben die Teilnehmenden ausreichend Ruhephasen und Rückzugsmöglichkeiten?
  • Wird auf individuelle Grenzen geachtet (z. B. bei Spielen, Öffentlichkeit, Nähe)?

👥 Für das Leitungsteam

1. Eigene Stimmung & Energielevel

  • Fühle ich mich aktuell belastet, erschöpft oder gereizt?
  • Gibt es im Team jemanden, der auffallend still, gereizt oder überfordert wirkt?
  • Gibt es genug Zeit für Pausen, Schlaf und Selbstfürsorge?

2. Teamkommunikation & Zusammenhalt

  • Werden Aufgaben gerecht verteilt?
  • Wird offen über Belastungen gesprochen?
  • Gibt es einen sicheren Raum für ehrliche Rückmeldungen und Gefühle?

3. Reflexion & Feedback

  • Wird das Teamklima regelmäßig reflektiert (z. B. durch kurze Check-ins)?
  • Wird positive Bestärkung innerhalb des Teams gegeben?
  • Gibt es eine klare Regelung, wie man sich bei Überlastung Unterstützung holen kann?

4. Supervision & Nachsorge

  • Gibt es eine Ansprechperson für psychosoziale Fragen (intern oder extern)?
  • Ist geplant, die Freizeit/Maßnahme nachzubereiten – auch emotional?
  • Ist psychologische Erste Hilfe bekannt und im Ernstfall abrufbar?

Vom Gefühl zur Handlung – was die Checkliste bewirken kann

Indem sie regelmäßig genutzt wird – z. B. im Rahmen von kurzen Teamrunden, Reflexionsgesprächen oder als täglicher Check-in – hilft die Liste dabei:

  • Frühzeitig Hinweise auf Belastung zu erkennen
  • Eine Kultur der Achtsamkeit zu fördern
  • Verantwortung zu teilen statt sie allein zu tragen
  • Den Umgang mit schwierigen Situationen zu entlasten

Sie ist zudem ein guter Ausgangspunkt für Gespräche – sowohl mit Teilnehmenden als auch im Team. Schon eine einfache Frage wie „Wie geht’s dir gerade – wirklich?“ kann Türen öffnen.

Und wenn’s ernst wird?

Wichtig: Eine Checkliste ersetzt keine professionelle Hilfe. Wenn sich Hinweise auf ernsthafte psychische Krisen zeigen, ist es essenziell, niedrigschwellige Notfallstrukturen zu haben: etwa durch Kooperation mit psychosozialen Beratungsstellen, Schulsozialarbeit oder durch interne Notfallpläne.

Mentale Gesundheit ist kein Sonderthema, sondern Teil guter Jugendarbeit. Sie braucht Aufmerksamkeit, Raum und manchmal auch Mut, Dinge anzusprechen, die unangenehm sind. Die vorgestellte Checkliste ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt hin zu einem sensibleren und nachhaltigeren Umgang mit der Verantwortung, die Jugendleiter*innen täglich übernehmen. Denn wer gut für sich sorgt, kann auch gut für andere da sein.

Hier gibt es noch mehr Material zum Thema: Mentale Gesundheit & Jugendarbeit

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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