Stadtranderholungen: Ferienangebote gestalten, Gemeinschaft erleben

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Stadtranderholungen (SRE) sind organisierte Ferienfreizeiten für Kinder im schulpflichtigen Alter, die ihren Urlaub nicht außerhalb der Stadt verbringen können. Meist finden sie am Stadtrand oder in naturnahen Gebieten statt, manchmal auch auf Spielplätzen, Bauernhöfen, Jugendfarmen oder Schulhöfen. Anders als bei klassischen Ferienfreizeiten übernachten die Kinder nicht vor Ort, sondern werden täglich gebracht und abgeholt – die Betreuung erfolgt in der Regel von Montag bis Freitag über mehrere Wochen hinweg.

Für viele Kinder sind Stadtranderholungen ein echtes Ferienhighlight: Draußen sein, toben, basteln, entdecken, neue Freundschaften knüpfen – all das wird in einem geschützten Rahmen ermöglicht. Sie sind gleichzeitig ein wichtiges Angebot für Familien, die keine Möglichkeit haben, kostenintensiven Urlaub zu machen oder denen Betreuung in den Ferien fehlt.

Pädagogische Grundprinzipien

Stadtranderholungen sind mehr als Betreuung – sie bieten pädagogische Erfahrungsräume, in denen Kinder wachsen können. Jugendleiter*innen prägen diese Räume entscheidend mit. Eine klare, wertschätzende Haltung ist dabei wichtiger als jedes perfekte Programm.

Kernprinzipien auf einen Blick

  • Partizipation: Kinder mitgestalten lassen – bei Spielen, Themen oder Gruppenregeln. Das fördert Selbstvertrauen und Verantwortungsgefühl.
  • Beziehungsarbeit: Nähe, Vertrauen und Respekt sind zentral. Kinder brauchen Erwachsene, die zuhören, ernst nehmen und fair handeln.
  • Vielfalt leben: Unterschiedliche Hintergründe und Fähigkeiten als Bereicherung sehen. Inklusion beginnt mit Haltung – nicht mit Sonderlösungen.
  • Lernen durch Tun: Stadtranderholungen bieten praktisches, soziales Lernen – beim Spielen, Bauen, Streiten und Versöhnen.
  • Struktur & Freiraum: Ein klarer Tagesrahmen gibt Halt – aber auch Zeit für selbstbestimmtes Spiel und Rückzug.
  • Konflikte als Chance: Nicht nur schlichten, sondern zuhören, einordnen, Lösungen begleiten. So entsteht echte Sozialerziehung.

Die Rolle von Jugendleiter*innen

Als Jugendleiter*in trägst du eine zentrale Verantwortung. Du gestaltest nicht nur das tägliche Programm, sondern prägst auch das Gruppenklima und bist für die emotionale Sicherheit der Kinder mitverantwortlich. Zu deinen Aufgaben gehört es, den Tag gemeinsam mit dem Team vorzubereiten, Spiele anzuleiten, Konflikte zu moderieren und auf das Wohlergehen jedes einzelnen Kindes zu achten. Dabei geht es nicht nur um pädagogische Kreativität, sondern auch um Teamarbeit, Kommunikation und Verantwortung – inklusive Erste Hilfe und Aufsichtspflicht.

Die Kinder nehmen dich als Vorbild wahr: Dein Umgang mit anderen, deine Reaktionen in Stresssituationen oder deine Haltung zu Fairness, Inklusion und Mitbestimmung beeinflussen die Gruppendynamik nachhaltig. Umso wichtiger sind eine gute Vorbereitung, Absprachen im Team sowie die Reflexion während und nach der Maßnahme.

Typische Programmpunkte bei Stadtranderholungen

Das Programm ist vielseitig und wird meist thematisch gestaltet. Es lebt von Abwechslung, Bewegungsangeboten, Kreativität und gemeinschaftsfördernden Elementen. Typische Aktivitäten sind:

  • Geländespiele und Rallyes
  • Bastelangebote mit Naturmaterialien oder Recycling
  • Sport- und Teamspiele auf großen Wiesen oder Spielplätzen
  • Kreativ- und Theaterworkshops
  • Tagesausflüge (z. B. in den Tierpark, ins Freibad oder Museum)
  • Naturerlebnisse wie Barfußpfade, Insektenhotels bauen oder Walderkundungen
  • Kochaktionen oder gemeinsames Picknick
  • Abschlussfest mit Eltern, Kindern und Team

Konkrete Tipps für Tagesprogramme findet ihr in meinen Programm-Ideen für Ferienlager. Die dort vorgestellten Ferienlager-Tagesprogramme sind auch großartige Vorlagen für Projekttage in Stadtranderholungen.

Wochenthemen zur inhaltlichen Gestaltung

Viele Stadtranderholungen orientieren sich an einem Wochenthema, das sich wie ein roter Faden durch Spiele, Bastelideen und Geschichten zieht. Beispiele für solche Themenwochen sind:

  • „Zirkus, Zirkus – Manege frei!“
  • „Auf Expedition in den Dschungel“
  • „Ritter, Burgen und Drachen“
  • „Zeitreise durch die Geschichte“
  • „Wasserwelten – Forschen und Entdecken“
  • „Detektiv*innen auf Spurensuche“
  • „Eine Woche ohne Strom – Abenteuer in der Wildnis“
  • „Unsere Zukunft – Umwelt, Klima und wir“

Mit ein wenig Anpassung könnt ihr meine 7-Tage-Ferienlager-Programmvorlagen auch bei der Planung und Gestaltung von Stadtranderholungen nutzen.

Beispielhafter Tagesablauf

Ein strukturierter Tagesablauf gibt Kindern Sicherheit und erleichtert dem Team die Organisation. Ein typischer Tag kann so aussehen:

07:30–08:30 Uhr: Ankommen, Begrüßung, freies Spiel
08:30–09:00 Uhr: Morgenrunde (Begrüßung, Lied, Tagesüberblick)
09:00–11:30 Uhr: Programmpunkt 1 (z. B. Bastelaktion oder Stationsspiel)
11:30–12:00 Uhr: Gemeinsames Mittagessen / Picknick
12:00–13:00 Uhr: Ruhige Phase (Vorlesen, Malen, Entspannung)
13:00–15:00 Uhr: Programmpunkt 2 (z. B. Sportspiel, Theaterprobe, Geländespiel)
15:00–15:30 Uhr: Snack & Feedbackrunde
15:30–16:00 Uhr: Abholzeit / freies Spiel / Elternkontakt

Chancen für Jugendverbände

Stadtranderholungen bieten nicht nur Kindern eine wertvolle Ferienzeit – sie eröffnen auch Jugendverbänden viele strategische Möglichkeiten.

1. Kontakt zu neuen Familien
Eltern, die vorher keinen Bezug zum Jugendverband hatten, erleben hautnah die Qualität der Arbeit. Die tägliche Übergabe der Kinder, Abschlussfeste oder Elternnachmittage schaffen Vertrauen und ermöglichen persönliche Gespräche.

2. Gewinnung neuer Mitglieder
Viele Kinder, die an SRE teilnehmen, interessieren sich danach für Gruppenstunden, Zeltlager oder offene Angebote des Verbands. Durch gezielte Ansprache und Informationsmaterial können neue Mitglieder oder Teilnehmende für das laufende Jahr gewonnen werden.

3. Ehrenamt fördern und sichtbar machen
Jugendleiter*innen erleben sich in einer wichtigen Rolle, sammeln pädagogische Erfahrung und wachsen im Team. Das stärkt die Bindung an den Verband und motiviert zur weiteren Mitarbeit. Gleichzeitig wird das ehrenamtliche Engagement für Außenstehende sichtbar und wertgeschätzt.

4. Öffentlichkeitsarbeit & lokale Netzwerke
SRE-Maßnahmen lassen sich gut in der Lokalpresse oder über Social Media präsentieren. Auch Kooperationen mit Schulen, Kirchengemeinden oder dem Jugendamt werden durch ein solches Projekt gestärkt. Das Image des Verbands als aktiver und verlässlicher Träger wird ausgebaut.

Zum Thema SRE und Chancen für die Jugendarbeit, insbesondere unter den Vorzeichen des Ganztagsbetreuungs-Anspruchs hört ihr auch mehr in Folge 40 des Podcasts “Berufsjugendlich”.

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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