Eine Ferienfreizeit lebt von Gemeinschaft, Erlebnissen – und gemeinsamen Mahlzeiten. Doch was tun, wenn Kinder konsequent das Essen verweigern? Wenn Brote unangetastet bleiben oder das Mittagessen verweigert wird? Gerade in einer neuen Umgebung, fern von Familie, kann sich hinter diesem Verhalten mehr verbergen als bloßer Hungerstreik. In der Jugendarbeit ist ein sensibler, nicht-wertender Umgang gefragt.
Mögliche Gründe fürs Nicht-Essen
Nicht jedes Kind, das nichts isst, „will einfach nicht“. Es gibt viele Ursachen, warum Kinder das Essen verweigern:
- Heimweh: Appetitlosigkeit ist ein häufiges Begleitsymptom.
- Ungewohnte Speisen: Neues oder „fremdes“ Essen kann Überforderung oder Ekel hervorrufen.
- Angst, Scham oder soziale Unsicherheiten: Essverhalten wird oft durch Gruppendruck beeinflusst.
- Psychische Belastungen: Auch familiäre Themen oder Essstörungen können eine Rolle spielen.
- Unklare Regeln: Manchmal fehlt schlicht Orientierung, wann und wie gegessen werden darf.
Jugendleiter*innen sollten aufmerksam beobachten – ohne sofort zu bewerten.
Handlungsstrategien: Was kann konkret helfen?
1. Ruhe bewahren und nicht dramatisieren
Nicht jedes Mal-nicht-Essen ist problematisch. Kein Druck, keine Strafen – sondern Gelassenheit.
2. Gesprächsangebote machen
In ruhigem Ton und ohne Publikum fragen:
„Ist alles okay? Gibt’s etwas, das dir nicht schmeckt?“ – Offenheit statt Konfrontation.
3. Alternativen anbieten
Wer z. B. das Hauptgericht ablehnt, nimmt vielleicht lieber Rohkost, Obst oder eine trockene Scheibe Brot. Kleinere Portionen können entlasten.
4. Gruppenstrukturen sensibel gestalten
Gibt es feste Essenszeiten? Wird in entspannter Atmosphäre gegessen? Gibt es Rituale, die Sicherheit geben?
5. Mögliche Problemlagen ernst nehmen
Wenn über längere Zeit gar nichts gegessen wird oder ein Kind sehr still und zurückgezogen wirkt, sollte der Kontakt zu Eltern gesucht werden – mit viel Fingerspitzengefühl.
Impulse für Gruppenstunden oder Teamreflexion
Thema Ernährung mit Kindern ansprechen:
→ Was mögen sie, was nicht?
→ Wie sieht Essen in anderen Kulturen aus?
→ Warum ist gemeinsames Essen mehr als Nahrungsaufnahme?
Im Team reflektieren:
→ Wie wird über „gutes“ oder „schlechtes“ Essverhalten gesprochen?
→ Werden Körper, Appetit oder Vorlieben kommentiert?
→ Gibt es Raum für Rückzug ohne Bewertung?