Sicher & souverän Gruppen leiten

Kapitel 5: Feedback geben & empfangen – sicher und klar

In der Jugendarbeit ist Feedback ein zentrales Führungsinstrument – sei es beim Geben oder Empfangen. Es erzeugt Klarheit, Weiterentwicklung und eine gute Gruppenatmosphäre. Entscheidend sind dabei der richtige Zeitpunkt, eine wertschätzende Haltung und eine klare Struktur.

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So wichtig ist Feedback in der Leitungsrolle

In Gruppen entstehen Dynamiken, die durch eine offene Feedbackkultur bewusst gestaltet werden können. Rückmeldungen helfen, Wahrnehmungen abzugleichen, Missverständnisse zu vermeiden und Entwicklung zu unterstützen. Feedback ist ein Dialog, der auf Respekt und Verständigung basiert. Besonders in der Jugendarbeit ist es wichtig, Rückmeldungen sensibel und klar zu formulieren, um Vertrauen zu stärken und Fehler als Lernchancen zu sehen.

Grundhaltungen für gelingendes Feedback

Konstruktives Feedback basiert auf Beobachtung, Interesse und Entwicklung, nicht auf Bewertung oder Überlegenheit. Es ist immer subjektiv und zeigt, wie etwas erlebt wurde, nicht wie es “wirklich” war. Respekt ist entscheidend: Rückmeldungen sollten ehrlich, klar und empathisch sein. Wertschätzung bedeutet, auch schwierige Themen verständlich und veränderbar anzusprechen. Feedback ist ein Angebot zur Verständigung, kein Werkzeug für Bestrafung oder Kontrolle.

Feedback strukturiert formulieren – das WWW- oder BIWI-Modell

Um Feedback hilfreich zu gestalten, eignen sich klare Modelle wie das WWW-Modell (Wahrnehmung – Wirkung – Wunsch) und das BIWI-Modell (Beobachtung – Interpretation – Wirkung – Intention). Sie helfen, Rückmeldungen als Kommunikation über Erleben und Veränderungspotenziale zu strukturieren. Zentrale Elemente sind die präzise Beschreibung des Verhaltens, die Wirkung und ein klarer Wunsch oder ein Anliegen. Beispiel: “Mir ist aufgefallen, dass du dich oft zurückgezogen hast (Wahrnehmung). Das irritiert mich, da du sonst sehr aktiv bist (Wirkung). Ich wünsche mir, dass wir kurz darüber sprechen (Wunsch).” Diese Struktur erzeugt Verständigung ohne Schuldzuweisungen.

Feedback geben in der Gruppenleitung: Praxisbeispiele

In der Jugendarbeit gibt es viele Gelegenheiten für Feedback, z. B. bei störendem Verhalten oder unklarer Kommunikation. Die Herausforderung liegt darin, Rückmeldungen so zu geben, dass sie ernst genommen werden, ohne zu verletzen.

Beispiel: Anstatt “Du störst immer!” zu sagen, könnte eine präzisere Rückmeldung lauten: “Mir ist aufgefallen, dass du heute dreimal mitten im Satz reingeredet hast. Das hat andere eingeschüchtert. Ich wünsche mir, dass wir uns gegenseitig ausreden lassen.”

Feedback sollte in einem ruhigen Gespräch und nicht vor der Gruppe erfolgen. Regelmäßige Feedbackrunden fördern eine Kultur der offenen Kommunikation.

Feedback empfangen – souverän mit Kritik umgehen

Der souveräne Umgang mit Rückmeldungen ist eine wichtige Leitungskompetenz. Kritik wird immer kommen, manchmal konstruktiv, manchmal emotional oder verletzend. Die Reaktion der Leitungsperson ist entscheidend: Wird die Kritik angenommen und reflektiert oder abgewehrt? Souveränes Feedbackempfangen bedeutet, zuzuhören, die Rückmeldung ernst zu nehmen und zu prüfen, ob sie relevant ist. Besonders bei emotionaler oder unklarer Kritik hilft es, nachzufragen, um die Botschaft besser zu verstehen. Kritik sollte nicht als Angriff, sondern als Signal zur Entwicklung gesehen werden. Wer Feedback annimmt, zeigt Größe und signalisiert, dass Leitung ein Dialog ist.

Der Umgang mit Widerstand und Ablehnung

Manche Rückmeldungen werden nicht gut aufgenommen, besonders wenn sie unbewusstes Verhalten ansprechen oder Unsicherheit auslösen. In solchen Fällen ist Widerstand verständlich und sollte nicht persönlich genommen werden, sondern als Teil des Entwicklungsprozesses. Widerstand kann wahrgenommen und benannt werden, z.B. mit der Formulierung: “Ich merke, dass dich meine Rückmeldung trifft – möchtest du sagen, was dich bewegt?” Gleichzeitig sollte eine klare Grenze gezogen werden, wenn Rückmeldungen abgewertet werden. Feedback funktioniert am besten in einer Kultur des Respekts, der Transparenz und des kontinuierlichen Lernens. Wer regelmäßig Feedback gibt und empfängt, trägt zu einer vertrauensvollen Gruppe bei.

Reflexion – eigene Feedbackpraxis entwickeln
– Welche Haltung habe ich gegenüber Feedback – sowohl beim Geben als auch beim Empfangen?
– In welchen Situationen fällt es mir leicht, Rückmeldung zu geben? In welchen schwer?
– Welche Strukturen oder Modelle nutze ich bisher? Gibt es etwas, das ich ausprobieren möchte?
– Wie gehe ich mit Kritik um, die mich emotional trifft?
– Was könnte ich konkret verändern, um Rückmeldungen konstruktiver zu gestalten?

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Autor*in

Daniel
Daniel
Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.