Smartphone und Co. in der Jugendarbeit

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Früher war alles viel besser! Kinder waren freundlicher, aufmerksamer und mehr am Ball. Sie wussten sich selbst zu helfen, waren eigeständiger und, vor allem (!), sie hingen nicht die ganze Zeit am Handy! Wo man hinschaut: Kinder haben ihr Smartphone in der Hand, schauen sich nicht mehr an und sprechen mehr ins Telefon als miteinander. Schrecklich.

Früher war einfach alles besser!

Kennt ihr diese Sätze oder Gedanken? Sie gehen mir nicht leicht von der Hand, denn sie spiegeln nicht wirklich meine Gedanken wider. Aber als ich das Thema des Blog Awards “Kinder und (digitale) Medien: Früher war alles besser?!” von SCHAU HIN! gelesen habe, musste ich sie einfach niederschreiben. Denn Sätze wie diese hört man auch als Jugendleiter oft und leider viel zu selten wird ihnen widersprochen.

Es ist richtig, dass es neue digitale Begleiter für Kinder und Jugendliche gibt. Und ja, sie verändern die Lebensweise der nächsten Generation. Aber ist das gleich schlecht? Ich denke: Nein! Es ist aber die Aufgabe von Eltern, Schule und auch Jugendarbeit, für den sinnvollen Umgang mit neuen Medien zu werben und diesen in unseren Kontexten auch einzufordern.

Wie dies gelingen kann, schaue ich mir im Folgenden an.

Digitale Medien und Smartphones nicht verteufeln

Was viele Kritiker, die die oben geschrieben Sätze gerne verwenden, übersehen, sind die Chancen, die digitale Medien und neue Technik wie Smartphones und Co. ermöglichen. Nie zuvor war es so einfach möglich, sich in Gruppen zu verabreden, Informationen auszutauschen und dank dem Internet an allerhand Informationen heranzukommen.

Auf Reisen (und auch im Ferienlager) braucht es nicht mehr Karten, Kompass, Sprachführer und mehr. Sie stecken alle in der Hosentasche in Form von iPhone und Co.

Natürlich ist es nicht schön, Kinder in Gruppen beisammen sitzen zu sehen, wenn alle nur auf ihr Smartphone schauen. Aber anstatt dies zu verurteilen und darüber zu schimpfen, sollten wie vielmehr das Gespräch suchen und gemeinsam herausfinden, was die Kinder und Jugendlichen gerade bewegt – und warum sie dafür das Smartphone brauchen.

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Handy weg!

In der Gruppenstunde hat das Handy nichts verloren – das ist eine ebenso platte, wie unzufrieden stellende Lösung aus meiner Sicht. Vielmehr sollten wir Jugendleiter die Chance der mobilen Medien nutzen – und sie dort verbannen, wo sie stören.

Bei Rechercheaufgaben und der Auseinandersetzung mit ernsten Themen kann das Smartphone eine echte Bereicherung sein. Auch bei einem Wandertag kann das Smartphone bei Identifizieren von Pflanzen oder beim Sichern von Erinnerungen in Form von Fotos helfen.

Bei einer Fantasiereise oder einem Spiel kann es stören. Klare Ansagen und gemeinsame Regeln können helfen, um Konflikte zwischen Leitung und Teilnehmern zu vermeiden, und um gemeinsame Auszeiten festzulegen. Natürlich müssen sich dann auch die Jugendleiter an diese Regeln halten und sich nicht von Push-Nachrichten und Vibrieren aus der Ruhe bringen lassen.

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Handy her!

Mein Rat für alle Jugendleiter, die noch nicht wissen, wie sie mit dem Handy in der Gruppenstunde umgehen sollen: Findet es gemeinsam mit den Kindern raus. Dieser Ansatz kann übrigens auch zuhause am Esstisch angewendet werden.

Probiert zum Beispiel gemeinsam eine Schnitzeljagd einmal mit und einmal ohne Handy aus. Sprecht hinterher darüber und findet so heraus, wo das Handy eine Unterstützung war und wo es abgelenkt hat. Das Gleiche könnt ihr auch bei einem Ausflug an einen besonderen Ort oder bei einer thematischen Gruppenstunde machen.

Wichtig sollte ein offener Umgang von beiden Seiten sein. Macht von Anfang an klar, warum es euch wichtig ist, das Handy an sich zu thematisieren.

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Regeln festlegen

Nach einer solchen Auseinandersetzung bietet es sich an, eure Gruppenregeln um eine Art Netiquette für das Smartphone zu erweitern. Hilfreiche Fragestellungen können die Folgenden sein:

  • Wann ist das Handy in der Hosentasche zu lassen?
  • Wann ist der Klingelton und jegliches andere Geräusch aus?
  • Gibt es Gruppenstunden, in denen das Handy gänzlich unerwünscht ist?
  • Gibt es Sanktionen, die bei einem Fehlverhalten vollzogen werden?

Wenn ihr euch gemeinsam auf diese Regeln verständigt, werden alle Seite daran wachsen und Probleme mit “zu viel Handy” werden sich in Luft auflösen. Und so könnt ihr dann auch gemeinsam Vorwürfen, wie sie einleitend aufgeführt sind, selbstbewusst trotzen und mit euren Teilnehmern die Vor- und Nachteile gemeinsam darstellen.

Projekte!

Wer sich noch intensiver mit seinen Kindern über das Thema austauschen möchte, kann dazu entweder das Material von “SCHAU HIN!” nutzen oder einen der folgenden Buchtipps zur Rate ziehen:

Eure Erfahrungen sind gefragt

Wie sieht es bei euch in Gruppenstunden oder Familien mit dem Smartphone aus? Wird bei euch oft an “alte Zeiten” appelliert, als noch alles besser war? Oder sehr ihr die Chancen der neuen digitalen Begleiter?

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Daniel
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Hallo, schön, dass du hier vorbeischaust. Ich bin der Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog und bin seit über 10 Jahren in der Jugendarbeit aktiv, habe viele Jahre einen Verband geleitet und blogge hier über meine Erfahrungen aus mehr als 100 Freizeittagen und 200 Gruppenstunden. Meine besten Spiele und Ideen sind als Bücher erschienen.

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Kommentare

  1. Ich kann nicht verstehen, was Handys in der Gruppenstunde zu suchen haben. Ich denke, dass es am besten ist, dies grundlegend zu verbieten. Jugendarbeit sollte sich abgrenzen von Familie und Schule.

    • Danke für deinen Kommentar, dem ich mich allerdings nicht anschließen kann. Ich glaube nicht, dass es eine grundlegendes Prinzip von Kinder- und Jugendarbeit sein sollte, sich stark von der Lebenswelt zu unterscheiden.

      Temporär Handys zu verbieten, auch als Experiment, um Kindern die Möglichkeit zu geben, zu erleben, wie ein Leben ohne Smartphone ist, kann ich mir gut vorstellen. Grundlegend und von oben bestimmt finde ich keinen guten Ansatz, um weiterhin attraktiv zu sein. Selbstbestimmung ist dabei für mich ein entscheidendes Prinzip von heutiger Jugendarbeit.

  2. Danke für den Input und Kommentar. Ich werde die Schnitzeljagd mit und ohne Handy einmal ausprobieren. Das ist eine gute Idee. Vielleicht auch mit zwei Kleingruppen – eine mit und eine ohne Handy.

  3. Mir fehlt in dem Artikel ein wenig die Sicht, dass Smartphones für Jugendleiter eine Erleichterung im Alltag sein können, gerade bei der Abstimmung im Leitungsteam. Hier gibt es viele hilfreiche Tools und Apps.

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